■ Mit der Metro auf du und du
: Weniger ist mehr

Berlin (taz) – Der Kölner Handelskonzern Metro unterzieht sich einer drastischen Verschlankungskur. Donnerstag abend beschloß der Aufsichtsrat des weltweit zweitgrößten Einzelhandelskonzerns, daß sich die Metro zum 31. Dezember von ihren Computer-, Mode-, Schuh- und Tipdiscountmärkten trennen wird. Konzernteile wie Vobis, Reno, die Kaufhalle-Gruppe und 25 unrentable Kaufhof-Filialen sowie der Zustellgroßhandel, Bürofachmärkte mit Umsätzen von insgesamt rund 16 Milliarden Mark sollen abgegeben werden. Betroffen davon sind nach Angaben der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) bundesweit 23.000 Mitarbeiter an über 2.000 Standorten.

Die Metro will sich künftig auf die vier Kernbereiche Großhandel, Verbraucher- und SB- Warenmärkte (Real, Extra) sowie Fachmärkte (Media, Saturn) und Warenhäuser (Galeria Kaufhof) konzentrieren, wo sie Marktführerin ist.

Die ausgegliederten Sparten werden von einer gemeinsamen Gesellschaft der Metro und Finanzinvestoren unter Führung der Deutschen Bank, der Divag, übernommen. Die Divag soll Vermögen zügig und optimal verwerten. Die Erlöse fließen dann nach Abzug einer Ergebnisbeteiligung der Metro zu. Von der Auslagerung erwartet Metro-Chef Klaus Wiegand, der zum Jahreswechsel in den Aufsichtsrat der Divag wechselt, „eine Maximierung der Verwertungserlöse“. Für 1998 rechnet der Konzern mit einem Umsatz von rund 95 Milliarden Mark, 1999 soll das Ergebnis verbessert werden. Die Börse reagierte auf die Umstrukturierungspläne des Konzerns positiv; die Aktien der Metro AG stiegen um mehr als sechs Prozent.

Die HBV kündigt indessen Protestaktionen gegen das „Arbeitsplatzvernichtungsprogramm“ an. „Die Beschäftigten finanzieren den mörderischen Wettbewerb im Einzelhandel: Dieser Prozeß des Ausschlachtens stärkt die Metro AG für neue Feldzüge im Konzentrationskampf“, kritisiert Vorstandsmitglied Franziska Wiethold die Pläne der Metro AG. „Die Zeche zahlen die Beschäftigten.“ Die Gewerkschaft befürchtet, daß Geschäftsbereiche, die nicht gewinnoptimierend verwertet werden können, abgewickelt und geschlossen werden. Katinka Patscher