Die beiden Dänen fehlen, der Schwede ist nicht fit

■ Spörls verschossener Elfmeter ist nur ein Grund für das 0:1 des HSV gegen Frankfurt

Hamburg (taz) – Nach Spielende hatte er sich schon wieder etwas gefangen. Auf die Frage, ob es denn beim Hamburger SV eine Reihenfolge der Elfmeterschützen gebe, schlich ein ironisches Grinsen über sein Gesicht. „Ich bin die Nummer eins.“ Harald Spörl wußte ganz genau, was er angestellt hatte, als er nach fünf Minuten vom Elfmeterpunkt aus Frankfurts Torhüter Oka Nikolov den Ball zielsicher gegen das Knie kickte: „Ich denke schon, daß diese Szene entscheidend war.“

Nicht nur er dachte so, auch sein Trainer Frank Pagelsdorf konnte die Niederlage dank Spörls Fauxpas wunderbar erklären: „Der Strafstoß war kein Vorteil für uns. Danach war der Spielfluß weg.“ Elfmeter verschossen, Match verloren. So einfach macht es sich der Coach hoffentlich nicht.

Auch ihm dürfte aufgefallen sein, daß der Spielfluß schon seit einiger Zeit verlorengegangen ist und sein taktisches Konzpt, das den HSV zu Beginn der Saison so erfolgreich machte, nicht mehr aufgeht. Ausgerechnet der Übungsleiter, der seine Neueinkäufe mit soviel Bedacht auswählt, steht jetzt vor einer schwierigen Situation: Die Spieler, mit denen er langfristig plant und um die herum er eine erfolgreiche Mannschaft aufbauen möchte, sind zur Zeit verletzt.

Da ist zunächst Thomas Gravesen (22). Der brach sich im Spiel gegen Duisburg Mitte Oktober die Hand. Seither läuft im Mittelfeld der Hamburger nicht mehr viel. Der junge Däne ist nicht nur in der Defensivarbeit enorm wichtig. Vor allem seine Pässe aus der zentralen Position auf die Flügel machten die Spielweise des HSV gefährlich. Die zweite Variante war der schnelle Antritt mit folgendem Paß in die Spitze. Dort schirmt Anthony Yeboah stämmig den Ball ab wie einst in Frankfurt und kann sich gegen seinen Gegenspieler durchsetzen und den schnellen Abschluß suchen.

Aber auch auf den Außenbahnen hapert es zur Zeit am Zusammenspiel. Auf der linken Seite pflegten Bernd Hollerbach und Allan Jepsen flüssig ihre Positionen zu wechseln. Wenn der eine nach innen zog, bog der andere zur Grundlinie ab, erhielt den Ball und bediente wiederum den Ghanaer. Aber auch der zweite junge Däne ist zur Zeit verletzt.

Die linke Bahn war am Samstag verwaist, auch deshalb, weil Hollerbach zu viel ins zentrale Mittelfeld einbezogen wurde. Dort war nämlich Harald Spörl, nach elfwöchiger Verletzungspause erstmals wieder auf dem Platz, mit der Aufgabe, Gravesen zu ersetzen, überfordert. Auf dem rechten Flügel sucht Andreas Fischer seit Beginn der Spielzeit seine Form. „Ein Franz Beckenbauer wird Fischer in diesem Jahrhundert nicht mehr“, nahm Pagelsdorf seinen Kapitän in Schutz. Aber auch ihm dürfte aufgefallen sein, daß der Blondschopf in der Vorwärtsbewegung eher hinderlich ist.

Und so beklagt sich Yeboah: „Wenn ich Tore schießen soll, muß ich auch Bälle bekommen“, zumal er sich auf seinen neuen Sturmpartner Martin Dahlin nicht verlassen kann. Der Schwede ist noch lange nicht fit genug, um mithalten zu können. Außerdem fehlt ihm das Verständnis für den Nebenmann. „Das muß sich alles erst noch einspielen“, wiegelt Pagelsdorf ab, hofft aber darauf, daß „es nicht wie bei Yeboah neun Monate dauert, bis Martin in Form kommt“. Und darauf, daß seine Dänen-Connection bald wieder fit ist. Eberhard Spohd

Hamburger SV: Butt – Vogel (83. Grubac) – Hoogma, Hertzsch – Fischer, Groth, Dembinski, Spörl (61. Kirjakow), Hollerbach – Yeboah, Dahlin

Eintracht Frankfurt: Nikolow – Hubtschew – Bindewald, Uwe Schneider – Brinkmann (72. Zampach), Sobotzik, Schur, Pedersen (66. Gebhardt), Bernd Schneider, Weber – Epp (85. Pisont) – Zuschauer: 23.302

Tor: 0:1 Sobotzik (33.)