Immer öfter tut's auch die günstigere Sojasauce

■ Familie Matsumoto wird die von der Regierung versprochenen Einkaufsgutscheine im Wert von 800 Mark für den täglichen Einkauf nutzen und auf diese Weise mehr auf die hohe Kante legen

Kauft heute und spart morgen, predigen Japans Politiker. Mit Einkaufsgutscheinen will die Regierung Hausfrauen wie Kimiko Matsumoto zum Konsum reizen. Die Mutter von drei minderjährigen Kindern wird die Gutscheine indes kaum so ausgeben, wie es die Wirtschaftplaner in Tokio wünschen. „Seit mein Mann von Entlassungen im Geschäft erzählt, verstehe ich die Berichte über die Wirtschaftskrise“, sagt Kimiko und spart, wo sie nur kann.

Als Shigeo Matsumotos Tokioter Firma vor einem Jahr die Bonuszahlungen kürzte, glaubte seine Frau, das sei nur für kurze Zeit. Ihr Mann konnte den Ausfall mit Überstunden leicht wettmachen. Doch inzwischen ist es enger geworden, weil die Aufträge in der Werbeagentur so sehr zurückgegangen sind, daß auch Überstunden nicht mehr gefragt sind. Im Gegenteil, Entlassungen wurden notwendig. „Eine schlimme Zeit“, sagt Shigeo, der im Juli und im Oktober insgesamt fünf Angestellte entlassen mußte. „Diese Kündigungen gehen mir mehr an die Nieren als die eigene Lohnkürzung.“

Die Unsicherheit am Arbeitsplatz des Mannes beeinflußt die Kaufentscheidungen von Frau Matsumoto immer mehr. Täglich studiert sie die Prospekte mit Sonderangeboten der benachbarten Supermärkte. „Kinderkleider kaufe ich fast nur noch im Ausverkauf“, sagt sie. Auch beim Lebensmittelkauf schaut Kimiko Matsumoto auf Sonderangebote in den Regalen. „Vor kurzem habe ich sogar eine günstige Sojasauce aus dem Regal gezogen“, gibt sie mit einem beschämten Lächeln zu. Der Preisunterschied betrug ganze zwei Mark, aber durch umsichtiges Wirtschaften spart die junge Mutter nun fast 500 Mark im Monat.

Mit ihrer neuen Genügsamkeit verschlimmert Frau Matsumoto aber die japanische Rezession, da das Land schließlich 62 Prozent des BIP über den Binnenkonsum erwirtschaftet. Die allgemeine Zurückhaltung beim Einkaufen führte dazu, daß der Konsum im ersten Halbjahr 1998 um 3,6 Prozent sank. Das wird aufs Jahr gerechnet Japans Wirtschaftswachstum um rund 1,3 Prozent dämpfen.

„Es ist mehr die Unsicherheit als das fehlende Geld, das mich nach der billigeren Sojasauce greifen läßt“, erklärt Kimiko Matsumoto. Sie weiß jetzt schon, wie sie die drei Einkaufsgutscheine im Wert von 800 Mark ausgeben wird, wenn sie im April 1999 verteilt werden. Sie reichen für zwei Wochen Lebensmittel für die ganze Familie. Das gesparte Geld kommt aufs Postsparkonto, das die Matsumotos für den Bau eines Hauses angelegt haben. „Ausgeben werden wir's wohl erst in ein paar Jahren, wenn wir sicher sind, daß es wieder aufwärtsgeht“, sagt Shigeo.