Ambulanz für Hungrige

■ Zwei Jahre Initiative „Ein Stadtteil steht auf“. Ab Dezember Hilfe für Obdachlose

Betten wird es nicht geben, „immer noch nicht“, wie Günter Pingel von der Initiative „Ein Stadtteil steht auf“ sagt. Aber die ehemaligen Krankenzimmer werden warm sein und die Suppe heiß, und das ist schon etwas, wenn man die Nacht im Park oder unter einer Brücke verbracht hat. Ab Dezember sollen Obdachlose sich jedes Wochenende aufwärmen und sattessen können auf der Station D des ehemaligen Hafenkrankenhauses.

„Die Räume hier sind ja geheizt – warum sollen nur wir darin arbeiten“, sagte gestern Günter Pingel von der Initiative „Ein Stadtteil steht auf“. Die Ini organisiert den Wochenenddienst; die Hamburger Tafel und verschiedene Volxküchen werden für das Essen sorgen. Zunächst bis Februar soll die Station D für Wohnungslose und Hungrige offen sein – immer sonnabends und sonntags, „wenn viele andere Einrichtungen geschlossen sind“, erklärte Sprecher Holger Hanisch.

Weil er und seine rund 20 MitstreiterInnen „das nicht alleine wuppen können“, liegen auf der Station Listen aus, in die sich AnwohnerInnen eintragen können, die „am Sonntag mal für eine oder zwei Stunden helfen wollen“. Mit dem neuen Angebot macht sich die Initiative auf St. Pauli selbst ein Geburtstagsgeschenk. Zwei Jahre wird sie an diesem Sonnabend alt. Um 15 Uhr werden deshalb in dem ehemals besetzten Klinikgebäude ein Flohmarkt, eine Fotoausstellung und das Büffet eröffnet; abends sorgen zwei DJs für Musik zum Abtanzen.

Gefeiert, erklärt Hanisch, werden „zwei Jahre Kampf“. Die Initiative setzt sich für ein Gesundheitszentrum auf dem Gelände der früheren Kiez-Klinik ein, doch die Erfüllung ihres wichtigsten Wunsches, eine mit stationären Betten ausgestattete Ambulanz, ist nicht in Sicht. Die Krankenkassen wollen nicht dafür zahlen, und vom rot-grünen Hamburger Senat fühlen die St. PaulianerInnen sich „verschaukelt“. Zu lange dauerten die Verhandlungen mit den Kassen, zu rar seien konkrete Ergebnisse. Nachdem ein offener Brief an die Stadtregierung, den Anfang September 200 Geschäftsleute aus dem Stadtteil unterzeichneten, ohne Resonanz blieb, plant die Ini nun am 26. November eine „Bettenparade“ auf der Reeperbahn. Judith Weber