Kröning fühlt sich als Intrigen-Opfer

■ AfB-Chefin wurde angeblich von Fraktionssprecher Andreas Lojewski zum Rücktritt gedrängt Der kandidiert tatsächlich für AfB-Landesvorsitz, beteuert aber vehement seine Unschuld

Die ehemalige Landesvorsitzende der Wählergemeinschaft Arbeit für Bremen (AfB), Elke Kröning, ist nach eigenen Angaben zum Rücktritt gedrängt worden. Wie berichtet, hatte die AfB-Chefin am Montag das Handtuch geworfen. Dies sei ihr von maßgeblichen Mitgliedern der Fraktion um den geschäftsführenden Fraktionssprecher Andreas Lojewski sowie den Bremerhavener Stadtvorsitzenden Albert Marken „nahegelegt“ worden, berichtete sie gestern. Anlaß für diese Offenheit waren aktuelle Vorwürfe von Marken, Lojewski sowie dem AfB-Mitbegründer Werner Lenz, sie habe „Kungelprozesse“ in der AfB zu verantworten.

Der Streit in der Wählergemeinschaft dreht sich vor allem um die künftige Spitzenkandidatur zur anstehenden Bürgerschaftswahl. Kröning beteuert, sie habe von der AfB-Spitze den klaren Auftrag bekommen, prominente, personelle Verstärkung für die Wählergemeinschaft zu gewinnen. Daraufhin habe sie vertrauliche Gespräche mit bereitwilligen Persönlichkeiten geführt. Zudem haben Kontakte mit der FDP stattgefunden, bestätigt auf Anfrage deren Landesvorsitzender Peter Braun. „Daß vor allem diese Personal-Gespräche vertraulich geführt werden müssen, ist doch klar“, so Kröning. Namen wollte sie darum nicht nennen.

Doch eben dieses Verhalten werfen ihr Lojewski, Lenz und Marken jetzt vor. „Wir sind nach allen Seiten hin offen, aber nicht für solche Kungelprozesse“, sagte Lojewski gestern. Es habe überhaupt keine Diskussion über Köpfe in der AfB gegeben, widersprach er den Angaben von Kröning, die diese Strategie erstmals in der taz vertreten hatte. Er habe ihr unmißverständlich klar gemacht, daß dies ein Ende haben müsse. Lojewski beteuerte allerdings auch, daß er vollkommen ratlos über den Rücktritt der ehemaligen Vorsitzenden sei. „Ich kann das alles nicht nachvollziehen.“ Marken ergänzte: „Elke Kröning hat uns als Rücktrittsgründe lediglich persönliche und gesundheitliche Gründe genannt.“

Die Betroffene selbst vermutet dahinter eine Intrige gegen ihre Person: Sie erhält einen Verhandlungsauftrag und führt vertrauliche Gespräche. Dies wird ihr dann von den Gegnern als „Kungelprozeß“ vorgeworfen. Anschließend legt man ihr den Rücktritt nahe, um den Weg für Lojewski zu ebnen. Darum werde sie nicht wieder kandidieren. „Ich werde Lojewski nicht bekämpfen. Er kann von mir aber keine Unterstützung erwarten.“

Lojewski erklärte sich tatsächlich gestern bereit, für den Landesvorsitz zu kandidieren, „da bald eine Entscheidung gefunden werden muß und ich die Organisation nicht im Stich lassen möchte“. Darüber muß dann endgültig die Landesmitgliederversammlung im Januar entscheiden.

Damit scheint der Weg für Lojewski frei zu sein, wenn sich die AfB-Basis nicht querlegt. Zumal jetzt nach Krönings Abgang keine ihr nahestehenden Gegner mehr zu erwarten sind. Einer davon soll Heinrich Möller gewesen sein. Er ist – wie auch Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller, der ebenfalls bereits gerüchteweise für die AfB-Spitze im Gespräch war – im entsprechenden Ressort bei der Wirtschaftsfördergesellschaft tätig und kennt sich in Wirtschaftskreisen hervorragend aus. Und Möller ist bereits AfB-Mitglied. Er selbst dementiert die Gerüchte, stellt sich aber klar auf die Seite von Kröning. „Es ist nur gut, daß der Parteigründer Friedrich Rebers dieses demütigende Verhalten nicht mehr erleben muß.“ Jens Tittmann