So funktioniert der Kapitalismus

■ Heute wird das Audimax prominent neu eingesessen

Max Schmeling und Otto Waalkes sind leider verhindert, dafür wird der ehemalige Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus kommen. Zur Prominenz gehören aber auch der Vorstandsvorsitzende der Haspa, Hans-Joachim Dreyer, Gerd Imeyer von der Hanse-Merkur-Versicherung, Tagesschausprecher Wilhelm Wieben und Pianist Axel Zwingenberger. Wenn der Mantel der Geschichte eines Tages über sie alle hinweggegangen sein wird, bleiben ihre Namen dennoch der Nachwelt erhalten – wenigstens im Audimax der Hamburger Uni erinnert künftig ein Messingschild an jeden der Genannten.

Sie und viele andere haben jeweils 980 Mark für einen neuen Stuhl im größten Campus-Hörsaal spendiert und dürfen heute abend zur Einweihung darauf Platz nehmen – jeder Prominentenhintern auf „seiner“ Sitzfläche. Der Heinrich-Bauer-Verlag darf sogar insgesamt zwölf Stühle besetzen, das Hamburger Abendblatt immerhin zehn.

Die alte Bestuhlung des Audimax war nach 40 Jahren wackelig geworden, die viel zu schmalen Schreibplatten wurden von den Studierenden als Zumutung empfunden. Da in den städtischen Kassen jedoch gähnende Leere herrscht, hieß die zeitgemäße Lösung für das Stuhlproblem: „privates Sponsoring“. Prompt sprangen zwei Hamburger Uni-Absolventen in die Marktlücke und gründeten die Firma „UniConcepts“, um private GeldgeberInnen für Hochschulzwecke zu gewinnen. Die gepolsterten Sitzgelegenheiten im Audimax sind ihr erstes Projekt. Capitalism is beautiful. jam