Himmlischer Industriepark

Die Raumstation soll ein Industriepark für neue Produkte werden. Geforscht wird an Materialien und Prozessen. Bestimmte Stoffe verhalten sich im Zustand der Schwerelosigkeit anders als unter den Schwerkraftbedingungen der Erde. So vermischen sich hier unten Wasser und Öl nicht, weil das Öl aufgrund seiner geringeren Dichte an die Oberfläche steigt. Im schwerelosen Zustand aber ließe sich ein Öl-Wasser-Gemisch ebenso herstellen wie eins aus flüssigem Kupfer und Wolfram. Es ließe sich ein Material herstellen, daß die Leitfähigkeit von Kupfer und die Formfestigkeit von Wolfram hätte, ein interessantes Material für Computerchips. Auch ultrareine Silikonkristalle ließen sich als Stoff für Halbleiter herstellen.

In Schwerelosigkeit gewachsene Proteinkristalle sind größer als die unter dem Zug der Schwerkraft entstandenen, die immer platt und zusammengemanscht sind. Ihre größere Vollkommenheit erlaubt es, deren Struktur besser zu analysieren, was wiederum zu verbesserten Techniken beim Nachbau führt. So könnten Stoffe besser synthetisiert und entsprechende Medikamente besser hergestellt werden. Die amerikanischen Firmen Eli Lilly und das Hauptman Institute aus Buffalo, New York, sind Partner bei der Erforschung der Molekularstruktur von Insulin und bei der Herstellung eines besseren Medikaments gegen Diabetes. Die Untersuchungen eines Enzyms, daß das Aidsvirus zu seiner Reproduktion braucht, sollen zu neuen Medikamenten gegen Aids führen.

Obwohl 85 Prozent des Energiebedarfs der Erde sowie ein Teil der Müllverwertung darauf beruhen, ist der Prozeß der Verbrennung noch wenig erforscht. Da die bei jeder Verbrennung entstehenden Materialströme wie das Auf- und Absteigen von Gasen und Partikeln auf der Erde von der Schwerkraft beeinflußt sind, hofft man den Verbrennungsprozeß in der Schwerelosigkeit besser verstehen zu lernen.