Highwayfieber inklusive

Nirgendwo sonst erzählen die Verkehrswege soviel über die Geschichte eines Landes wie in den USA. Ein Bildband über alte und neue Routen beweist es Von Edith Kresta

Bewegung scheint seit den Tagen der Siedler mit ihren Planwagen Teil des American Way of Life zu sein. Die Asphaltadern entlang des 1926 ins Leben gerufenen Federal Highway Systems führen nicht zu einem politischen oder wirtschaftlichen Zentrum. Sie überziehen die USA wie ein Gitternetz, gleichberechtigt und nach Nummern geordnet wie zum Beispiel die legendäre Route 66. Amerikatouristen schwärmen von den bequemen Highways, der Autotour, mit dem die Weite der Landschaft am besten zu erobern, zu erfahren ist. Die Reise mit dem Auto ist für die meisten zwingender Teil eines USA-Trips – wie sie auch Teil der amerikanischen Psyche zu sein scheint.

„American-Trail, Routen durch die USA“ heißt ein Fotoband von Karl Johaentges (Fotos) und Bernhard Schmidt (Text). Die Trails, die Pfade sind der rote Faden dieses Bilderlesebuchs durch die USA. Die Spurensuche beschränkt sich allerdings nicht auf die modernen Highways mit ihren Motels und Restaurantketten. Das Buch begibt sich auch auf die Fährten der Planwagen, der Eisenbahnlinien, der transkontinentalen Wanderwege. Und es erzählt Geschichten von Menschen am Rande des Weges, Bildgeschichten, die sich einprägen. Die Fotos von Karl Johaentges lassen sich ein; sie sind witzig, alltäglich, scheinbar zufällig, überraschend und ungewöhnlich. Auf jeden Fall schauen sie hinter die glatte Oberfläche der meisten, immer nach dem touristischen Traumbild suchenden Reisebildbände.

Seine Bilder zeigen die Wildnis der Nationalparks am Wege, aber auch die Feier zur „County Fair Parade in Rumford am Highway 2“, die „Amish-Farm am Lincoln Highway bei Lancaste“ oder die Hispanics in der „Olivera Street in Los Angeles, wo einst der Spanish Trail endete“.

Ein Bildbuch zum On-the-road-Mythos. Ein Appetitanreger fürs Highway-Fieber, der den Unerfahrenen mit seinem Mietwagen nicht allein in der weiten Weite läßt: Zur Orientierung werden fünfzehn historische und moderne Trails mit Routen vorgestellt, Literatur- und Kartentips inklusive. Denn: Der Weg ist das Ziel.

Karl Johaentges, Bernhard Schmidt: American Trails, Routen durch die USA, Kajo-Verlag 1997, 39,80 Mark