Diametrale 20 Jahre

■ Ein Tag der offenen Tür soll die Gegenwart der „Motte“ sichtbar machen

Ottensen 1976: Nach der Totalverschandelung Altonas durch die Große Bergstraße phantasieren die Stadtplaner hier eine City-West, die ihren Charme durch 20stöckige Bürohäuser und Autobahnzubringer versprühen soll. Die Gründung eines „Vereins für stadtteilbezogene Kultur- und Sozialarbeit“ steht dem diametral gegenüber, und genau deswegen findet die „Motte“ in dem damals an kulturellen und sozialen Einrichtungen armen Stadtteil schnell viele Freunde. Ein Ladenraum und die Etage einer ehemaligen Schokoladenfabrik in der Eulenstraße werden angemietet für ehrenamtliche, selbstverwaltete Jugend- und Kulturarbeit.

Das war vor 22 Jahren. Die Hochhäuser in Ottensen sind nicht gebaut worden, der Stadtteil ist an sozialen und kulturellen Einrichtungen reich wie kaum ein zweiter, und das große Wir-Gefühl der Siebziger ist magerer geworden. Die Motte ist dennoch umtriebiger als je zuvor. Mittlerweile werden nicht nur die gesamten 2000 Quadratmeter der Ex-Fabrik genutzt, 1996 konnte vom längst staatlich geförderten Verein auch das Kinderhaus nebenan bezogen werden.

Daß sich und was sich in den vorigen Jahren verändert hat, soll heute ab 14 Uhr bei einem Tag der offenen Tür präsentiert werden. Geboten werden ein Kulturprogramm und Führungen durch die diversen Werkstätten. Es wird berichtet von der Kinder- und Jugendarbeit und von den Problemen, denen die Motte angesichts knapper Haushaltsmittel – und der Ideologietreue mancher linken Freunde der ersten Stunde – gegenübersteht. Diskussionen sind erwünscht.

Christiane Kühl