Gurke des Tages: Glaubenskrieger, kopfwindelweiche

Drei Monate ist es her, daß die Hamburger Zeitschrift konkret ein leicht satirisches Interview mit dem Fernsehkritiker Kay Sokolowsky führte. Sokolowsky, der „seit Jahren für das baldige Verschwinden des Fernsehens plädiert“, wurde hier u.a. gefragt, ob das von den afghanischen Taliban erlassene Dekret an die Bevölkerung, „alle Fernsehgeräte, Videorecorder, Satellitenempfangsanlagen etc.“ zu vernichten, seine Sympathie habe. Sokolowsky zog sich aus der Affäre, indem er erklärte, eine Gesellschaft, in der „das Tragen von Kopfwindeln und Gesichtspelzen Vorschrift ist“, entspreche nicht seinen Vorstellungen.

Seither bombardiert eine unter dem Pseudonym „yamyam“ angetretene Gruppe oder Einzelperson – genau ist das nicht auszumachen, denn zu den Ungereimtheiten des linken Milieus gehört, daß dort einige zu feige sind, ihren Namen unter einen Text zu setzen – Zeitungen und Zeitschriften mit einem „antirassistischen“ Text und einem Begleitschreiben. Die Redaktionen werden darin „aufgefordert“, das zehnseitige Manuskript „unzensiert/ungekürzt“ zu veröffentlichen.

Gehorcht hat jetzt das kleine Magazin alhambra, in dessen Novemberausgabe nun nachzulesen ist, bei Sokolowskys Formulierung „Kopfwindeln und Gesichtspelze“ handele es sich um „rassistischen Humor“. Und mit Humor hat „yamyam“ arge Schwierigkeiten, wie der antirassistische Text zeigt: „Zugegebenermaßen hatten wir Schwierigkeiten die ,Pointe‘ zu verstehen. Bis einige von uns auf die Bilder hingewiesen haben... Wehrmachtssoldaten erniedrigten jüdische Männer, indem sie ihre Bärte abschnitten und dabei lachten...“

Nur zur Erinnerung: Die Taliban, das sind jene Gotteskrieger, die Frauen den Schul- und Arztbesuch verbieten oder ihnen mitunter ihre lackierten Nägel samt Finger abhacken. Taliban gleich Juden? Wofür müssen die Juden eigentlich noch herhalten?

„Yamyam“ noch ganz dicht? Oder doch schon kopfwindelweich gedacht? „Windeln werden bekanntlich bei Kindern angezogen, damit der Kot den sie ausscheiden aufgefangen wird“, erläutert „yamyam“ weiter, nicht nur mit der Interpunktion auf dem Kriegsfuß: „So wie er es sagt meint er es auch mit diesem Vergleich: Die Scheiße im Kopf der AfghanerInnen und aller, die Tücher oder Turbane tragen.“ Vielleicht sollte den Turbanverteidigern einmal jemand sagen, daß es im Plural nicht „Afghaner“, sondern Afghanen, schlimmstenfalls – um im „yamyam“-Duktus zu bleiben – AfghanInnen heißen muß.

Die deutsche Ultralinke hat schon manch merkwürdige Glaubenskrieger in ihren Reihen. „Yamyam“ sollte sich stillschweigend eine Zeitlang zurückziehen, sorgfältig den Koran studieren und über die 43. Sure nachdenken: „Wahrlich, wir kamen zu euch mit der Wahrheit, jedoch die meisten von euch verabscheuen die Wahrheit.“ Michael Ringel