: Optimales Auslassen von Torchancen
■ Der Hamburger SV holt mit dem 0:0 bei den Münchener Löwen das Bestmögliche heraus
Fußball kann bezwingend einfach sein. Wer kein Tor schießt, kann ein Spiel nicht gewinnen. Wer aber kein Tor schießt, der braucht sich dafür auch keine Torchancen erarbeiten. Mit dieser einleuchtenden Devise erreichte der Hamburger SV ein bestmögliches 0:0 beim TSV 1860 München und stoppte – zumindest vom Ergebnis her – den drohenden Abwärtstrend nach der 0:1-Heimpleite gegen Frankfurt.
„Wenn man in München zu Null bestehen kann, muß man zufrieden sein“, bilanzierte HSV-Trainer Frank Pagelsdorf. Die Defensivleistung seiner Elf war gegen die zum Spitzenteam avancierten Münchener Löwen zufriedenstellend, doch die Konter-Strategie konnte nicht einmal ansatzweise verwirklicht werden. Daß ihr Team in Rückstand geraten könnte, mußten die Münchener Anhänger unter den 27.000 Zuschauern im Olympiastadion nie befürchten.
Aber auch die Sechziger verwöhnten die Betrachter nicht mit einer Vielzahl an Einschußgelegenheiten. „Wir haben wenige Möglichkeiten gehabt“, konstatierte Löwen-Trainer Werner Lorant, „und die haben wir noch vergeben“. Goalgetter Bernhard Winkler war noch am nächsten dran, bei Minusgraden und leichtem Schneefall die Torlosigkeit des Spiels zu verhindern und Lorant das obligatorische Präsent zum 50. Geburtstag zu machen. Doch nach dreizehn Minuten hob der derzeitige Torschützenkönig der Liga das Spielgerät aus sechs Metern über das Gehäuse des HSV-Keepers Hans-Jörg Butt.
„Wenn die Bälle unbedingt rein sollen, gehen sie nicht rein“, kommentierte Winkler sein Mißgeschick lakonisch, „man kann nicht mehr machen, als auf ein Tor zu spielen“. Da diese Bemühungen aber zumeist an der Strafraumgrenze ihr Ende fanden, konnte Pagelsdorf über den Umgang seiner Kicker mit Winkler & Co. zufrieden sein. „Wir haben hinten gute Arbeit verrichtet“, freute sich der HSV-Coach aber nicht gar zu sehr, denn „im Sturm hatten wir relativ viele Probleme“.
Andererseits wäre eine herausgespielte Torgelegenheit vielleicht nur vergeben worden, und Team wie Trainer hätten der vertanen Siegchance nachgetrauert. Martin Dahlin formulierte die allgemeine Stimmung beim HSV nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie: „Es läuft im Moment nicht so gut“, gab der schwedische Neu-Stürmer der Rothosen zu bedenken, „deshalb müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein.“
Der oder die nächsten sollen bereits morgen (19.30 Uhr) herausspringen, wenn das Nachholspiel bei der Dortmunder Borussia auf dem Programm steht.
Folke Havekost
TSV 1860 München: Hofmann – Greilich, Vanenburg, Kurz – Cerny (61. Borimirov), Stevic, Ouakili (46. Held), Zelic, Malz – Hobsch (59. Schroth), Winkler
Hamburger SV: Butt – Hertzsch, Vogel, Hoogma – Straube, Jepsen (67. Dembinski), Spörl (82. Babatz), Gravesen (71. Böger), Groth – Yeboah, Dahlin
SR: Merk (Kaiserslautern) – Z: 27.000
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