Wo bitte geht's zum Kontinent?

■ Acht englische AutorInnen lesen und diskutieren „New Writing from Britain“ und ihr etwas ungeklärtes Verhältnis zu Europa

Der Status quo der britischen Gegenwartsliteratur ist vorrangig einer der Vielfalt. Einen gemeinsamen Nenner finden zu wollen, ist daher nicht ganz einfach. Aber diesen Anspruch hat die jährlich vom British Council mitveröffentlichte Anthologie New Writing auch gar nicht: Es geht vielmehr darum, die Bandbreite der britischen Literatur quer durch alle Genres zu dokumentieren. Deshalb finden sich darin sowohl Texte von renommierten SchriftstellerInnen als auch von gänzlichen Newcomern – wenn sie denn gut sind.

Die diesjährige Ausgabe der Anthologie wird erstmals von einem Lesefestival begleitet, das unter dem Titel New Writing from Britain mit einer illustren Auswahl britischer LiteratInnen aufwartet. In Hamburg lesen von heute bis Donnerstag acht AutorInnen aus ihren Werken – darunter BestsellerautorInnen wie Antonia Byatt (Posses-sion), Malcolm Bradbury (The History Man) und Julian Barnes (Flaubert's Parrot) ebenso wie die in Deutschland weniger bekannten (weil bisher noch nicht übersetzten) Autoren John Burnside und Glenn Patterson. Die Themenvielfalt der Werke reicht von Gesellschaftssatire bis hin zum Feminismus, von Romanen, die dem britischen Humor verpflichtet sind, bis hin zu moderner Lyrik, die die politischen Verhältnisse Großbritanniens im Blick hat.

Um für die Lesetour die Themen, Stile und Theorien unter einen Hut zu bekommen, wurde der kleinste gemeinsame Nenner gewählt: Europa soll den roten Faden durch die Lesungen bilden. Das macht Sinn, denn alle AutorInnen haben sich auf ihre Weise mit europäischer Geschichte oder Kultur auseinandergesetzt. Zugleich deutet diese Themensetzung auch das Motiv für die gesamte Veranstaltung an: Literarische Verbindungen zum „continent“ – wie die Briten den Rest von Europa so treffend und zugleich abgrenzend bezeichnen – sollen geknüpft bzw. intensiviert werden.

Zündstoff für die an die Lesungen anschließenden Diskussionen ist damit ausreichend vorhanden; die Doppelfunktion einiger der AutorInnen als LiteraturproduzentInnen und professionelle KritikerInnen wird für zusätzliche Spannung sorgen. Pro Abend lesen jeweils zwei AutorInnen aus ihren Werken und diskutieren mit zwei weiteren – und das Ganze in English, natürlich. Karen Schulz

bis Donnerstag, jeweils 20 Uhr; Mo: Michèle Roberts, Julian Barnes; Di: A.S. Byatt, John Burnside; Mi: Malcolm Bradbury, Nicholas Shakespeare; Do: Adam Thorpe, Glenn Patterson; Ort: Zentralbibliothek, Große Bleichen 25. Karten beim British Council (Tel. 44 60 57).