Neuer Steuermann für die „Galaxis der Kultur“

■ Der künftige Präsident Klaus-Dieter Lehmann will den Preußischen Kulturbesitz modernisieren

Berlin (taz) – Der neue Präsident ist in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein alter Bekannter. Am Konzept für die Vereinigung der Staatsbibliotheken in Ost und West hat er mitgestrickt, und auch als Beauftragter der Bundesregierung für die Rückführung der „Beutekunst des Zweiten Weltkrieges“ mußte er sich mit deren Beständen befassen. Kein Wunder also, daß Klaus-Dieter Lehmann von Anfang an der Wunschkandidat der Stiftung selbst war. So durfte er schon im Januar die Abschiedsrede auf seinen Vorgänger Werner Knopp halten – ein perfekt inszenierter Übergang.

Für seine beiden wichtigsten Aufgaben ist der 58jährige Generaldirektor der Deutschen Bibliothek bestens gerüstet. Er muß die bisher nur formal vereinigten Bestände in Ost und West verschmelzen, und er muß ein Händchen als Bauherr haben. Beide Fähigkeiten hat Lehmann schon im alten Amt bewiesen: Er hat die Frankfurter Bibliothek mit der Deutschen Bücherei in Leipzig geräuschlos vereinigt, und er eröffnete 1996 in Frankfurt den modernsten Bibliotheksbau in Deutschland.

Lehmann, in Breslau geboren und in Düsseldorf aufgewachsen, studierte Physik, Mathematik und Bibliothekswissenschaften in Köln und Mainz. Kaum in den Bibliotheksdienst eingetreten, wurde er 1973 bereits stellvertretender Direktor der Frankfurter Universitätsbibliothek, deren Leitung er fünf Jahre später übernahm. 1988 wechselte er an die Spitze der Deutschen Bibliothek.

In Berlin will sich Lehmann vor allem als tatkräftiger Modernisierer hervortun. Der Nachholbedarf ist enorm, vor allem in den beiden Häusern der Staatsbibliothek, wo elektronische Datenverarbeitung noch ein Fremdwort ist. Das historische Stammhaus Unter den Linden bedarf zudem einer aufwendigen Sanierung. „Wir werden uns auf das Machbare konzentrieren müssen“, sagt Lehmann angesichts dieser Probleme.

Auch bei den Museen will Lehmann den Ausbau der alten Bausubstanz vorantreiben. Die bereitgestellten Gelder für die Sanierung der Museumsinsel will er „zügig ausgeben“, damit die Häuser bald wieder auf einem „Rang mit London und Paris“ stehen. „Bauen wird mein Lebensinhalt bleiben“, kündigt er an – die Finanzminister werden es mit Sorge sehen. Wie sein Vorgänger beharrt er zwar auf der Rückgabe des „Schatzes des Priamos“, doch vor allem will er in die Zukunft blicken und die verschiedenen Bereiche der Stiftung, nicht zuletzt per Internet, zu einer „Galaxis der Kultur“ vernetzen. „Wir würden uns keinen Gefallen tun“, sagt Lehmann, „wenn wir nur Sachwalter einer Vergangenheit sind.“ Ralph Bollmann