■ Ghettoblaster
: Schily con Kanther

Saumagen. Das war das Leibgericht der vergangenen Regierung. Deftig, urig, deutsch. Kohl mit Kinkel ist aber abgewählt worden, eigentlich bestünde jetzt berechtigte Hoffnung auf eine neue, frischere Menükarte.

Schließlich ist die früher so gern belächelte Toskana-Fraktion an der Macht. Ihre Mitglieder haben sich jahrelang darin geübt, Mozzarella zu vierteln und Tortellini aufzugabeln. Insbesondere Innenminister Otto Schily war regelmäßiger Gast der edlen Restaurants Mittelitaliens. Es scheint aber nicht viel geholfen zu haben. Schily steht auf dieselbe gutbürgerliche Hausmannskost wie sein Vorgänger Manfred Kanther. Das heißt: auf deftige Sprüche. Sie machen den Mund voll, blähen den Bauch, sind schwer zu verdauen, und hinterher stinken sie. „Das Faß ist voll“ und „Wir brauchen mehr Sicherheit“. So lassen sich die Zutaten eines Schily-Interviews mit einer Berliner Tageszeitung zusammenfassen, das in den vergangenen Tagen schon für aufregenden Gesprächsstoff sorgte.

Herausgekommen ist derselbe Eintopf wie gestern, nur aufgewärmt und mit sozialdemokratischem Geschmacksverstärker angerührt. „Schily con Kanther“, könnte man fast sagen. Fast. Denn Chily con Carne ist ein undeutsches Gericht. Der neue Innenminister macht sich aber offensichtlich große Sorgen um die Reinhaltung des Deutschtums. „Die Grenze der Belastbarkeit Deutschlands durch Zuwanderungen ist erreicht“, sagte er.

Feinfühlig ist Schilys Zunge offensichtlich nicht mehr. Denn er erklärt gar nicht, welche Grenzen erreicht sind. Wohl nicht die der Wirtschaftlichkeit. Es ist längst bekannt, daß Ausländer eher ein Vorteil für das deutsche Sozialprodukt sind als eine Belastung. Bekannt ist aber auch, für wen Ausländer eine Last darstellen: ordnungsliebende, national gesinnte, meist schlecht kochende Männer.

Der ehemalige RAF-Anwalt scheint sich nun sehr um deren Bäuche zu kümmern. Er tischt ihnen Sprüche auf, die sie gerne haben: „Wir haben ein Grundrecht auf mehr Sicherheit.“ – Das ist Futtern wie bei Muttern.

Bald werden wir wohl einen Antrag stellen dürfen, um die Polizei ständig vor der Haustür zu haben. Drinnen ist sie bereits. Nach Kräften hat der damals noch SPD-Abgeordnete Otto Schily für den Großen Lauschangriff geworben. Seitdem hat sich wenig geändert. Der Koch ist ein anderer. Die Suppe ist dieselbe. Guten Appetit. Sergio di Fusco

Die Dienstagskolumne „Intershop“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Radiosender SFB4 MultiKulti und ist für Autoren ausländischer Herkunft reserviert. Sergio di Fusco ist gebürtiger Italiener und lebt in Berlin.