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Online-Riese AOL surft künftig mit Netscape

■ Für vier Millarden Dollar übernimmt AOL überraschend die angeschlagene Softwarefirma

Berlin/Washington (taz/AP) Der weltgrößte Online-Dienst AOL übernimmt die Softwarefirma Netscape. Der Handel soll über einen Aktientausch im Wert von vier Milliarden Dollar (6,8 Milliarden Mark) abgeschlossen werden. Netscape-Aktionäre erhalten dabei im Tausch für ihre Papiere jeweils 0,45 Prozent einer AOL-Aktie, wie die beiden Unternehmen gestern bestätigten.

AOL hat 14 Millionen Kunden und im September 1997 auch den Online-Dienst CompuServe übernommen. Netscape hatte mit seinem Programm für den Zugang zum Internet (Browser) eine Schlüsselrolle bei der weltweiten Ausbreitung des Internets, geriet aber unter starkem Druck des Softwaregiganten Microsoft, der seinen eigenen Browser, den Internet Explorer, geschickt über sein Windows-Betriebssystem vermarktete. Wegen dieser Praxis muß sich Microsoft derzeit vor der US-Kartellbehörde verantworten.

Auch AOL hatte sich bereits 1996 für den Internet Explorer entschieden. Anfang des Jahres gab Netscape im Browser-Krieg auf, stellte den Quellcode seines Programms kostenlos ins Internet und versuchte mit anderer Software Geld zu verdienen. Schon damals kursierten Übernahmegerüchte. Immerhin ist der Netscape-Browser laut Erhebungen vom Sommer mit 52 Prozent Marktanteil noch immer verbreiteter als der Microsoft-Explorer (46 Prozent). Microsoft vergibt seinen Browser inzwischen ebenfalls kostenlos.

Laut Presseberichten soll AOL das sogenannte Netcenter samt Internet-Browser übernehmen – damit sind vor allem Einnahmen aus Internet-Werbung verbunden. Die Server-Software und das Firmengeschäft von Netscape sollen an Sun Microsystems gehen. Sun produziert Hochleistungsrechner samt Software und entwickelte die im Internet verbreitete Programmiersprache Java. urb

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