Aufgebot für Hoechst bestellt?

Der Zusammenschluß mit Rhône-Poulenc zum größten Pharma- und Agrarkonzern ist nach Presseberichten so gut wie beschlossen  ■ Aus Frankfurt Klaus-Peter Klingelschmitt

Die Fusion sei fast perfekt, meldete gestern das Handelsblatt. Die potentiellen Fusionäre, die Pharmagiganten Hoechst und Rhône- Poulenc, aber schweigen eisern. „Kein Kommentar.“ So lautete gestern das einzige Statement von Hoechst. Der Zeitungsbericht, in dem es heißt, daß es nur noch um die „Feinjustierung“ des Deals gehe, könne weder bestätigt noch dementiert werden. „Kein Kommentar“ war auch die gebetsmühlenhaft wiederholte Antwort des Vorstandsvorsitzenden der Hoechst AG, Jürgen Dormann, auf der Herbstpressekonferenz in der letzten Woche auf Fragen nach einem Zusammenschluß mit dem französischen Pharmagiganten.

Sollte die Fusion tatsächlich vollzogen werden, wäre der neue Konzern das größte Unternehmen der Welt im Bereich Pharma- und Agrarchemie mit einem Börsenwert von 80 Milliarden Mark. Voraussetzung für die offizell noch nicht bestätigte Bestellung des Aufgebotes war offenbar die Verschlankung der „Braut“ Hoechst. Erst in der vergangenen Woche hatte Dormann verkündet, daß sich Hoechst von der Chemiewerkerei verabschieden und ein reines Life- Sience-Unternehmen werden möchte. Die alten Farbwerke sollen unter dem Namen Celanese AG rückwirkend ab November 1998 auf eigene Rechnung arbeiten.

Die gilt als gesichert. Und deshalb dürfte der „Hochzeit“ zwischen der Holding Hoechst, unter deren Dach dann nur noch Hoechst Marion Roussel, Hoechst Schering AgrEvo und Hoechst Roussel Vet forschen und produzieren, und Rhône-Poulenc nicht mehr viel im Wege stehen. Das Handelsblatt jedenfalls meldet, daß die beratenden Investmentbanken schon längst die Bücher beider Unternehmen geprüft hätten. Jetzt gehe es nur noch um den Namen des neuen Unternehmens.

Die Börsenanalysten jedenfalls wären von der Fusion begeistert. Beide Unternehmen würden gut zueinander passen, schrieb die Financial Times. Sie seien von vergleichbarer Größe, und ihre Interessen seien schon lange auf die Marktführerschaft ausgerichtet. Synergieeffekte ließen Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe erwarten. Rhône-Poulenc beschäftigt bei einem Umsatz von 30 Milliarden Mark im letzten Jahr rund 68.000 Menschen, hinkt aber – wie auch Hoechst – bei der Rentabilität der Konkurrenz hinterher.

Analysten in Paris raten Rhône- Poulenc abzuwarten, bis sich Hoechst tatsächlich von seinen teuren Töchtern Celanese und Ticona getrennt hat. Die entscheidende Hauptversammlung, auf der die Ausgliederung der Chemieaktivitäten beschlossen werden soll, ist für Januar 1999 geplant.