Droge Geschwindigkeit

■ Verkehrsclub Deutschland fordert Programm zur Senkung von Verkehrsunfällen

Berlin (taz) – Die Zahl der Verkehrstoten dürfte nach Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes 1998 erstmals unter 8.000 fallen. Halte die bis Ende September festgestellte Entwicklung an, sei das der niedrigste Stand seit Einführung der Statistik 1953.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) wies dagegen gestern in Bonn darauf hin, daß immer noch jede Stunde ein Mensch auf Deutschlands Straßen sein Leben verliere. Jede Woche sterben mehr Menschen im Autoverkehr als beim ICE-Unglück in Eschede. „Tödliche Unfälle dürfen nicht länger als Nebenwirkung der Droge Geschwindigkeit hingenommen werden“, sagte VCD- Sprecher Burkhardt Reinartz. Auch wenn die Zahl der Todesopfer durch Airbags und verbesserte Rettungsmedizin zurückgehe, sterbe immer noch jede Stunde ein Mensch auf Deutschlands Straßen.

Um die „immer noch erschreckende Quote“ zu senken, forderte der VCD ein „Nationales Unfallminderungsprogramm“. Bundestag, Landtage und Kommunalparlamente sollten als gemeinsames Ziel vereinbaren, die Zahl der schweren Unfälle in den nächsten fünf Jahren um zehn Prozent zu senken. Alle neuen verkehrsrelevanten Vorhaben wie beispielsweise der Bau von Kreuzungen oder Ampelübergängen müßten daran gemessen werden, inwieweit sie einen dem gesteckten Ziel näherbringen.

Bei über 36 Prozent der Unfälle mit tödlichem Ausgang sei „unangepaßte Geschwindigkeit“ die Ursache, so der VCD. Wer Leben retten wolle, komme um ein Tempolimit nicht herum. Die rot-grüne Bundesregierung hatte in ihren Koalitionsvereinbarungen ein generelles Tempolimit abgelehnt. Lediglich die Einführung von Tempo-30-Zonen in Gemeinden wurde erleichtert. Nicht Tempolimits seien ein „Rückfall in die Steinzeit“, wie Bundeskanzler Schröder kommentiert habe, sondern aggressives Drängeln auf den Straßen, um „andere auszustechen“. Regine Wlassitschau