Diskussionskultur entwickeln

■ Die Alte Post soll zum Forum für Städtebau werden

Ein „Architektur-Centrum“ (AC) entsteht gegenwärtig in der Alten Post am Stephansplatz. In der Schalterhalle, den Prunksälen und der früheren Sortierhalle werden Vorträge, Ausstellungen und Seminare stattfinden, die in einem breiten Kreis Interessierter eine Debatte über zeitgemäße Architektur und Stadtplanung anfachen sollen. Dabei werde, so der Architekt Gerhard Bolten, insbesondere das Gespräch mit Investoren gesucht. Bolten ist Präsident der „Gesellschaft für Architektur und Baukultur“ (GAB), die vor einem Jahr auf Initiative des Bundes Deutscher Architekten in Hamburg gegründet wurde, eigens um das Architektur-Centrum (AC) einzurichten.

„Die Diskussionskultur in dieser Stadt ist im Vergleich zu Süddeutschland unterentwickelt“, stellt Bolten fest. Zu oft unterscheide sich das, was in den Architekturzeitschriften gelobt werde, von dem, was die Nutzer der Gebäude als schön empfänden, „von einer Stadt, die zum Flanieren einlädt“.

Das Architektur-Centrum wird den ersten Stock des Gebäudes an der Ecke Gorch-Fock-Wall und Dammtorwall belegen und den Kern einer neuen Nutzung der früheren Oberpostdirektion bilden. Dort werden nach den Plänen der GAB und des Eigentümers der Alten Post, Johann Max Böttcher, einschlägige Verbände einziehen, es wird eine Bibliothek eingerichtet und Platz für Architektur- „und andere Kreativbüros“ geschaffen.

Ergänzt wird diese Etage durch drei große Säle, in denen Vorträge gehalten, Ausstellungen gezeigt werden und Modenschauen sowie Konzerte stattfinden können. Die Deutsche Post wird aus ihrer jetzigen Schalterhalle im Erdgeschoß in einen kleineren Raum im Gebäude umziehen; die Schalterhalle wird in den Eingang zu einer Ladenpassage verwandelt, die dem Anspruch eines Kulturzentrums genügen soll.

Wie die Passage aussehen wird, soll ein offener Architektur-Wettbewerb vorschlagen, der für Anfang 1999 geplant ist.

Gernot Knödler

Am nächsten Dienstag ab 19 Uhr wird in der Sortierhalle eine hochkarätige Runde über die „Architektur zwischen Kunst, Kultur und Rendite“ diskutieren. Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) und der Star-Architekt Meinhard von Gerkan haben versprochen zu kommen. Eingang über die Rampe am Dammtorwall.