AfB: Kein Geld für Wahlkampf

■ Mitgliederversammlung der Wählergemeinschaft: Schatzmeister sieht keine Möglichkeit, Wahlkampf zu finanzieren

Um Punkt halb acht gingen bei der Wählerinitiative Arbeit für Bremen (AfB) am Dienstag abend im Hotel „Munte am Stadtwald“ die Lichter aus. Die Plastikkerzen auf den goldenen Leuchtern und die Scheinwerfer an der Decke versagten ihren Dienst. „Das ist jetzt keine Symbolik“, sagte der neue Landeschef in spe, Hartmut Frensel, in die Dunkelheit hinein. Der politische Gegner wolle die AfB fertigmachen, interpretierte er die Situation auf der Mitgliederversammlung des Stadtverbandes, als der Saal wieder hell erleuchtet war. „Teile der Presse spielen begeistert mit.“

Doch auch ohne die Berichterstattung über die Hintergründe des Rücktritts von Elke Kröning, die nach Querelen über die Frage nach der Zukunft der Wählerinitiative zurückgetreten ist, steckt die AfB in der Krise. Die AfB, die 1995 angetreten ist, um Bremen zu sanieren und um Arbeitsplätze zu schaffen, weiß nicht, wie sie ihren nächsten Wahlkampf bezahlen soll. Die Partei hat rund 80.000 Mark Schulden, die in dieser Legislaturperiode abgetragen werden sollen. Für einen neuen Wahlkampf ist kein Geld da. „Ich sehe keine Möglichkeit, die Finanzierung des Wahlkampfes sicherzustellen“, hat Schatzmeister Lutz Peper, der gemeinsam mit Elke Kröning zurückgetreten ist, seine Entscheidung jetzt in einem Brief an die Mitglieder begründet. Ohne einen „eloquenten, unverbrauchten Spitzenkandidaten aus der Wirtschaft“ stünden die Chancen, Wahlkampfspenden zu akquirieren, schlecht. „Daher kann ich die Verantwortung für die finanzielle Lage der AfB nicht länger tragen.“ Peper zur taz: „Wir würden das Geld für den Wahlkampf von der Bank bekommen, aber es wäre schwierig, es bis zum Jahr 2003 zurückzuzahlen.“

Auch der „Stil“ des neuen AfB-Spitzenkandidaten Andreas Lojewski sei ihm sauer aufgestoßen. Wie berichtet, beteuern die neuen AfB-Chefs Lojewski und Frensel, die Kröning abgelöst haben, sie verstünden noch immer nicht, warum Elke Kröning als Landeschefin zurückgetreten sei. In einer Fraktionssitzung Anfang vergangener Woche hatten sie Kröning allerdings nahegelegt, zurückzutreten, weil sie in aller Öffentlichkeit über die Zukunft der AfB nachgedacht hatte. Anschließend hätten Frensel und Lojewski ihr sogar „Respekt“ für die Entscheidung ausgesprochen, so Kröning. Sie habe „gespürt, aber nicht gewußt“, daß sie „demontiert“ werden sollte, hat sie ihren Rücktritt in einem Brief an die Mitglieder begründet. Sie war wie Peper nicht zur Mitgliederversammlung gekommen. „Durch Gerede nach außen und Treffen hinter meinem Rücken sind alle meine Bemühungen um eine Strategie durchkreuzt worden“, heißt es weiter in Krönings Brief. Pepers Kommentar: „Und jetzt schreit Lojewski: ,Haltet den Dieb'.“

Auf der Mitgliederversammlung ging Frensel in seiner Rede allerdings nicht auf die Briefe ein. Stattdessen schwelgte er in alten Erinnerungen an die Gründungspressekonferenz der AfB 1995 im Gasthof „Fleet“. Über 40 Journalisten aus ganz Deutschland hätten damals „den Aufbruch einer sehr erfolgreichen Bewegung“ begleitet. Die AfB, die mit 500 Mitgliedern gestartet ist, hat inzwischen etwa 460 Mitglieder in Bremen und Bremerhaven. Von den rund 350 Mitgliedern im Stadtverband Bremen waren am Dienstag 48 gekommen. Bei der ersten Mitgliederversammlung nach der Bürgerschaftswahl 1995 waren es 108. Er werde dafür kämpfen, daß Elke Kröning Fraktionsvorsitzende bliebe, versicherte Frensel. Lojewski: „Ich reiche Elke Kröning die Hand.“

Das sei „alles ganz nett“ vorgetragen, könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, „daß wir pleite sind“, sagte Pico Wilm. Mit AfB-Gründer Friedrich Rebers habe die Wählerinitiative nicht nur ihre „Leitfigur“, sondern auch ihren „Geldsammler“ verloren. Elke Krönig sei „hinterlistig“ gewesen und habe der AfB geschadet. Auch das Verhalten von Lutz Peter, der die AfB „in finanzieller Not“ verlassen habe, sei „schäbig“.

Heiko Rohde schlug in die gleiche Kerbe. Eine Kette sei nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Die AfB könne auf die beiden schwächsten Glieder der Kette, Peper und Kröning, verzichten. Lojewski trat ans Rednerpult und rief zur Geschlossenheit auf. „Ich schlage vor, daß wir auch in dieser Organisation einführen, daß wir uns duzen.“ Der „Prozeß der Selbstzerfleischung“ müsse ein Ende haben. AfB-Mitglied Johannes Lohmann: „Ich wurde gerne beim Sie bleiben.“

Kerstin Schneider