„Ein großer Tag mit großer Signalwirkung“

■ Die Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf über die Folgen der britischen Pinochet-Entscheidung

Zum Zeitpunkt des Militärputsches 1973 war Petra Schlagenhauf als Austauschschülerin in Chile. Der Onkel ihrer Austauschschwester, ein führender Kommunist, wurde verhaftet und getötet. Seither ist Schlagenhauf in der Chile-Solidarität aktiv. Als Rechtsanwältin hat sie in Deutschland das Verfahren gegen Augusto Pinochet mit angestrengt, das zum Beschluß des Bundesgerichtshofes in der vergangenen Woche führte, Pinochet genieße keine grundsätzliche Immunität.

taz: Frau Schlagenhauf, Sie haben seit Jahren politisch und juristisch für eine Verurteilung der chilenischen Generäle gekämpft. Wie fühlen Sie sich in so einem Moment?

Schlagenhauf: Glücklich. Es ist ein großer Tag mit großer Signalwirkung, und zwar über die Person Pinochet hinaus. In den letzten Wochen ist klargeworden, daß sich international die Meinung durchgesetzt hat, daß solche Verbrechen international zu verfolgen sind. Es ist ein großer Sieg für die Kollegen in Spanien, die sich zwei Jahre lang Mühe gegeben haben, ein solches Verfahren zu begründen – ein ganz großes Kompliment. Es ist aber auch ein Sieg des Gedankens, daß solche Verbrechen nicht spurlos in der Geschichte verschwinden können.

Pinochet wird nun wahrscheinlich im Ausland vor Gericht gestellt. Ist das eigentlich gut für die Demokratisierung in Chile?

Für den Teil der chilenischen Gesellschaft, den ich für die Mehrheit halte, ist der Londoner Spruch eine ungeheure Ermunterung. Die meisten Chilenen sehen das auch nicht als Einmischung in die inneren Angelegenheiten. Sie haben es ja in Chile versucht, sie sind damit nicht durchgekommen. Die Diktatur hatte das Netz so eng gestrickt, daß kein Schlupfloch für die Vergangenheitsbewältigung übrigblieb. Die Kräfte, die in Chile ein echtes Interesse daran haben, sind jetzt gestärkt worden.

Was hat Pinochet in Spanien zu erwarten?

Erst mal muß die britische Regierung ja noch die politische Frage der Auslieferung entscheiden. Ich hoffe, daß Pinochet vor Gericht gestellt wird – ob er die Strafe dann absitzen muß, ist eine ganz andere Frage.

Ist die noch wichtig?

Nein. Die Symbolwirkung ist klar: Es gibt für solche Verbrechen keine Immunität. Interview: Bernd Pickert