BKA-Zelt bekommt Kosten für Umzug erstattet

■ Über die offenen Posten im Kulturetat ist jetzt entschieden. Große Schließungswelle bei Privattheatern bleibt aus. Förderung für populäre freie Gruppen wird teilweise deutlich erhöht

Die Zeiten ändern sich: Früher wurden in Nachtsitzungen Theater geschlossen, jetzt prasselte zu später Stunde ein warmer Geldregen auf einige Privat- und Off-Theater nieder. Auf Antrag der Bündnisgrünen beschloß der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses gestern morgen um viertel vor zwei, der Berliner Kabarett-Anstalt (BKA) die geforderten 300.000 Mark Entschädigung für den erzwungenen Umzug ihres Zelts vom Kulturforum auf den Schloßplatz zu zahlen.

„Die Kuh ist damit vom Eis“, freute sich gestern BKA-Chef Jürgen Müller. Seine Klage gegen den Senat will er dennoch nicht zurückziehen. Nach Müllers Angaben hatte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) im Mai auch die Finanzierung des Stromanschlusses und der nötigen Erdarbeiten zugesagt. Im Vergleich zur Entschädigung seien das jedoch „Peanuts“, sagte Müller. Unklar ist noch, welcher Senator das Geld aus seinem Etat abzwacken muß.

Die bündnisgrüne Fraktionssprecherin Michaele Schreyer würde den Betrag gerne bei Kultursenator Peter Radunski (CDU) holen. Schließlich sei Radunski in den Haushaltsberatungen für 1999 „sehr gut bedient worden“, weil er 24 Millionen Mark aus dem Etat des geschlossenen Metropol-Theaters auf andere Häuser verteilen durfte. „Eigentlich hätte das Geld gestrichen werden müssen“, sagte Schreyer.

Auch die lange umstrittenen Posten für Privattheater und freie Gruppen können daher im kommenden Jahr um 1 Million auf 24,5 Millionen Mark steigen. „Das ist ein großer kulturpolitischer Erfolg“, sagte Radunski. Von den vier Privattheatern, die Radunski nach dem Gutachten des früheren Heidelberger Theaterintendanten Peter Stoltzenberg eigentlich schließen wollte, fallen jetzt nur die Kammerspiele ganz aus der Förderung heraus. Die Zuschüsse für das Renaissance-Theater sinken um 1,2 Millionen auf 4,5 Millionen Mark, die Tribüne erhält weiterhin 1,6 Millionen Mark, die Vagantenbühne bekommt 600.000 Mark. „Damit bleibt das Renaissance- Theater als selbständiges Privattheater erhalten“, sagte Intendant Horst H. Filohn. Er wisse aber noch nicht, „wie wir diese exorbitante Einsparung umsetzen sollen“. In der Off-Szene erhalten drei Gruppen sogar ein Mehrfaches der bisherigen Zuschüsse: Die Neuköllner Oper und das Theater 89 erhalten das Doppelte, die Choreographin Sasha Waltz sogar dreimal soviel wie bisher. Die Gelder sind jedoch erstmals auf vier Jahre befristet. Ralph Bollmann