Mit der Resozialisierung auf du und du
: Leben nach dem Knast

■ Bei der Straffälligenhilfe fehlt das Geld. Angebote für Frauen knapp.

Wer aus dem Knast kommt, muß oft von vorne anfangen. Job und Wohnung sind weg, der Schuldenberg drückt. 332 Männer und 34 Frauen hat die Bremische Straffälligenbetreuung 1997 beim Wiedereinstieg ins normale Leben geholfen. Das waren 27 mehr Klienten als im Vorjahr. Auch Frauen, deren Männer „sitzen“, steht der Verein mit Rat und Tat zur Seite. Doch die Finanzierung der Hilfsangebote wird immer schwieriger. Das ergibt sich aus dem Jahresbericht des Vereins, der jetzt veröffentlicht worden ist.

Eine Million Mark bekommt die Bremische Straffälligenbetreuung, die sich seit 160 Jahren für die Wiedereingliederung von Straffälligen einsetzt, derzeit vom Justizsenator und dem Senator für Soziales. Außerdem lebt der Verein von Bußgeldern, die allerdings keine verläßliche Größe im Haushalt sind, weil sie von Jahr zu Jahr schwanken. Spenden bekommt der Verein eigenen Angaben zufolge kaum. Und auch die Mitgliederbeiträge (Jahresmindestbeitrag 20 Mark) sind eher gering. Die Zahl der Mitglieder ist seit Jahren rückläufig. Während die Straffälligenbetreuung vor 20 Jahren rund 200 Mitglieder hatte, sind es derzeit noch 75.

Unter dem Geldmangel leidet vor allem die Beratung für Frauen. Der Verein bietet eine frauenspezifische psycho-soziale Beratung an. Doch die Hilfsangeboete für Frauen, deren Männer im Gefängnis sind, könnte ausgebaut werden. „Die Männer sind im Knast versorgt“, sagt Sozialpädagogin Lotte Brodde. Die Frauen, die draußen alleine zurechtkommen müßten, trauten sich häufig nicht, Hilfsangebote anzunehmen. Sie seien „mißtrauisch“, weil sie oft von ihrer Umwelt für die Straftaten ihrer Männer mitverantwortlich gemacht würden. Entsprechende Hilfsangebote hätten deshalb „eine lange Anlaufphase“. Um mehr Frauen anzusprechen und sie auf solche Hilfsangebote aufmerksam zu machen, bräuchte der Verein mehr Personal. Brodde: „Das kann man nicht nebenher leisten.“

Auch bei der Rechtsberatung und der Schuldnerberatung fehle Personal. Der Andrang bei der Schuldnerberatung sei zeitweise so stark, daß der Verein Wartelisten führen mußte. Die kostenlose Rechtsberatung mußte aus finanziellen Gründen eingestellt zeitweise sogar eingestellt werden. Ab dem 1. Dezember bietet der Verein die Rechtsberatung allerdings wieder an – solange das Geld reicht. kes

Verein Bremische Straffälligenbetreuung, Osterdeich 59b Tel.: 70 00 33. Spenden: Sparkasse Bremen BLZ 290 501 00, Kto. 111 80 58

kes