Typisch Axel

■ Nawrocki wird auch den Ticket-Skandal überleben

Immer wenn Axel Nawrocki etwas angefaßt hat, tat er dies auf seine ganz eigene Art und Weise. Um ausländische Sportfunktionäre für Olympia 2000 zu gewinnen, ließ er pikante Sex-Dossiers sammeln. Die Bewerbung der Hauptstadt für die Spiele inszenierte er als Brimborium mit dem Ergebnis der totalen Pleite. Danach erwischte ihn die Reißwolf-Affäre um vernichtete Olympiaakten, obwohl Nawrocki nichts weiter als aufräumen wollte.

Beschädigt hat dies den smarten Manager nicht. Statt Absturz folgte stets Beförderung auf Posten, die den Steuerzahler nur mehr Geld kosteten – zuletzt als Chef der S-Bahn, die er just weiter in die roten Zahlen rangierte. CDU-Parteibuch und Beziehungen halfen weiter. Der Mann war einfach nicht zu fassen.

Jetzt hat Nawrocki wieder so ein Ding gedreht und erneut kräftig in die Trickkiste gegriffen. Weil es ihm als Boß des Personenverkehrs in der Deutschen Bahn AG wohl nicht recht gelungen war, mehr Reisende auf die Schiene zu bringen, hat der Pfiffikus einfach ein paar Fahrkarten an gute Freunde verschickt.

Sollen die doch fahren, das ganze Jahr und frei und erster Klasse. So kurbelt man die Eisenbahn wieder an, und was sind schon 18.000 Mark. Typisch Axel! Dumm gelaufen ist nur, daß die guten Freunde in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurden, die Freifahrkarten zurückgaben oder blöde Ausreden erfinden mußten. Von „Dienstreisen“ faselte Medienunternehmer Detlef Prinz, und Diepgen-Intimus Volker Kähne schickte das Ticket zurück.

Daß Nawrocki die großzügige Geste jetzt ernsthaft die weitere Karriere vermasseln wird, glaubt niemand – bis auf den Staatsanwalt, der wegen Korruption und Bestechlichkeit zu ermitteln gedenkt. Soll er doch, wird sich der Manager denken. Papier ist geduldig, und raus kommt sowieso nichts dabei.

Der Fauxpas kommt für Nawrocki zur ungünstigsten Zeit. Natürlich rücken seine Ambitionen auf den Posten von Bahnchef Ludewig in weite Ferne. Doch Nawrocki wäre nicht Nawrocki, würde er nicht doch den Sprung in dessen Sessel schaffen – oder einen noch besseren ergattern. Rolf Lautenschläger Seite 26