Plot nach der Persil-Methode

■ Für Wolfgang Stumph macht das ZDF aus einem Boulevard-Skandal Kriminalstaffage: „Stubbe und das fremde Mädchen“ (Sa., 20.15 Uhr)

Jetzt schreiben sie im ZDF schon bei sich selber ab: Das beigefügte „Mädchen“ hatten wir doch vor einem Monat erst! Beim „Sperling“. Nur, daß es da blond war und das „schlafende“. Jetzt ist es das „fremde“ und hat rauswachsendes Hennarot auf'm Kopf. Hier wie da ist's aber Johanna Klante, als – genau! – abgerutschte Jugendliche. Doch wird bei den Stubbe-Filmen – seit Hauptdarsteller Wolfgang Stumph vor drei Jahren die Kommissarsfigur als Spiegelbild seiner selbst erfunden hat, den es samt Familie aus Dresden ins schmucke Hamburger Eigenheim von Erbtante Charlotte verschlug – sowieso gerne nach der Persil- Methode aus der Boulevardpresse abgekupfert. Da weiß man, was man hat bzw. kriegt: höchste Samstagskrimi-Einschaltquoten. (7,4 Millionen Zuschauer beispielsweise zuletzt bei Fall Nr.11).

Diesmal bedient sich Plotschreiber Peter Kahane, ansonsten oft auch Stumph-Regisseur, einer Geschichte von Jugendgewalt, Markenklamotten-„Abziehen“, Erpressung und Dealen auf dem Schulhof aus den Wohnghettos im Süden Hamburgs. Die war vor gut einem Jahr in den Schlagzeilen, als sich der 17jährige Mirco, der erpreßt wurde, aus Verzweiflung vor die S-Bahn geworfen hatte und starb. Und leider ist der Fall „Mirco“ nur die Staffage für einen blödsinnig konstruierten Mord an einem Statisten, der eingangs in durchlöchertem Hemd aufgefunden wird und der gefürchtete Jugendgang-Anführer Rico gewesen sein soll. Immerhin sind die Jugendlichen – im Gegensatz zur recht kläglich dargebotenen Figur des Überraschungstäters – alle ziemlich gut, die Mädchen besonders. Und immerhin spielt Stumphs jetzt 14jährige Film- und Echt-Tochter Stefanie alias Christiane inzwischen nicht nur den Papa an die Wand.

Trotzdem werden die Fans der Stubbe-Familie vexiert sein. Als nett-emanzipierte Mutter Caroline ist da mit Renate Krößner plötzlich eine ganz andere, einfach so. Das läge daran, erfährt man von Produzent Alfreid Nehring, daß es mit der bisherigen Frau Stubbe, Marie Gruber, „unüberwindbare finanzielle Probleme“ gegeben habe. Kurz vor Drehstart habe sie mehr Gage gefordert, die keiner zahlen wollte. „Wir wollten die Stubbes aber nicht mit einer traurigen Geschichte belasten“, so Nehring, „und die Familie sollte unbedingt intakt bleiben.“ Das hatten wir doch auch schon mal, mit Miss Elli bei „Dallas“, und da mußte Barbara Bel Geddes zurückgeholt werden. Ulla Küspert