BVG-Preise steigen 1999 erstmals nicht an

■ Erst vom Jahr 2000 an sollen Tickets wieder teurer werden: Um bis zu zehn Pfennig pro Einzelfahrschein. PDS und Grüne lehnen das von der Bahn geplante Holding-Modell ab

Je höher der Fahrpreis, desto weniger Fahrgäste. Aus dieser Erfahrung hat die BVG Konsequenzen gezogen: Im kommenden Jahr werden die Fahrscheine erstmals nicht teurer. Das bestätigte BVG- Sprecher Wolfang Göbel am Wochenende. Erst von 2000 an will die BVG ihre Ticketpreise jährlich um acht bis zehn Pfennig für Einzelfahrkarten erhöhen.

In der Vergangenheit hatte die BVG jedes Jahr ihre Fahrscheine um rund sieben Prozent verteuert. Die Einnahmen des hochverschuldeten Nahverkehrsunternehmens erhöhten sich jedoch nicht, weil die Nutzer zunehmend aufs Auto umstiegen. Die Zahl der BVG-Nutzer ging zwischen 1993 und 1997 um 17 Prozent zurück.

Verglichen mit anderen Verkehrsbetrieben hat die BVG zudem die geringsten Einnahmen. Sie liegen nach Berechnungen der Bahn AG in diesem Jahr bei 94 Pfennig pro Fahrgast und damit weit unter dem Bundesdurchschnitt. Verantwortlich werden dafür die schlechte Struktur des Unternehmens, die hohe Arbeitslosigkeit in Berlin (Sozial-Tickets kosten weniger) und die Langsamkeit der Bahnen gemacht. Kürzere Taktzeiten und schnellere Fahrten würden nach Ansicht der Verkehrsbetriebe die Einnahmen erhöhen. Verbesserungen wie flächendeckende Busspuren und Ampel-Vorrangschaltungen für Straßenbahnen verweigert der Senat jedoch bislang.

Die Schulden der BVG werden von Fahrpreiserhöhungen allerdings in keiner Weise aufgefangen. Nach eigenen Angaben steht das Unternehmen mit 686 Millionen Mark in der Kreide. Nach Informationen der Berliner Zeitung wollen die BVG-Manager für die geplante Holding zusätzliche Kredite in Höhe von 144 Millionen Mark aufnehmen. Damit sollen Abfindungszahlungen für ausscheidende Mitarbeiter oder deren Wechsel zu schlechter zahlenden privaten Verkehrsbetrieben finanziert werden.

Eine Lösung für die Sanierung der maroden BVG hatte der Runde Tisch mit Vertretern aus Politik, BVG und ÖTV am Donnerstag nicht gefunden. Der BVG- Vorstand hatte ein Modell vorgeschlagen, das die Gründung einer Holding unter Führung der BVG, eine Betreibergesellschaft und die Einrichtung von Bus-Tochterunternehmen vorsieht. Die Deutsche Bahn will dagegen die Holding unter ihrer Führung gründen. Bei beiden Modellen würde die Mitarbeiterzahl um mindestens 1.000 reduziert.

PDS und Bündnisgrüne lehnten am Wochenende auf ihren Landesparteitagen das Holdingmodell der Bahn ab und sprachen sich für den Erhalt der BVG als Anstalt des öffentlichen Rechts aus.juw/ADN