Nächste Ausfahrt: Offenbach

■ Eintracht Frankfurt lernt es einfach nicht

Bei Eintracht Frankfurt ist nach einer samstäglichen Krisensitzung alles klar. Zumindest mal dem Herrn Ehinger, Vorsitzender des Verwaltungsrates: „Der Trainer“, sagte der, „wird auch nach dieser Sitzung Horst Ehrmantraut heißen.“ War ja klar: Das Spiel in Dortmund hatte den präsidialen Querulanten nur allzu dürftige Argumente für eine andere Personalentscheidung geliefert. Zwar wurde 1:3 verloren, aber die Mannschaft spielte ordentlich. Die Fans jubelten unentwegt „Ehrmantraut, Ehrmantraut“, und nach dem Spiel äußerte sich Kapitän Ralf Weber eindeutig: „Die Mannschaft steht hinter dem Trainer.“ Das macht es nicht einfach, das eingefädelte Vorhaben zu Ende zu führen und dem ungeliebten Coach das Obi- Stühlchen vor die Tür zu setzen.

Letzten Sonntag war der Trainer in die Offensive gegangen: Öffentlichkeit, Fußballsachverstand und „seine Jungs“ hinter sich wissend, forderte er endlich Klarheit in Sachen Vertragsverlängerung. Daß „ein Angestellter seinen Arbeitgeber unter Druck setzt“? – Nicht mit dem stets legeren Bordeaux-Import Gernot Rohr. „Trainer kommen, Trainer gehen“, meinte der Manager launig. Nun demonstriert er legeres Management: „Insiderkreise“ hätten ihm geflüstert, Ehrmantraut habe ein hochdotiertes Angebot von TeBe Berlin und wolle daher eine vorzeitige Entlassung provozieren. Sowohl Ehrmantraut als auch TeBe- Präsident Konrad dementierten. Rohrs Anschuldigung ist etwa so haltbar wie die Trainerschelte von Vizepräsident Dr. Lämmerhirt. Der ist Vorsitzender der Marketing GmbH – sein Name sollte eigentlich nicht gemeinsam mit Begriffen wie Fußballsachverstand in einem Satz auftauchen. Mit penetranter Dreistigkeit vermarktet er jedoch diese Nullstelle: Mit der Taktik aus der 2. Liga hätte man bereits 15 Punkte, war es ihm nach fünf Spielen zwischen zwei Häppchen im VIP-Raum aufgestoßen.

Der mühsam wieder reanimierte Verein steht so aus reiner Gefallsüchtelei des präsidialen Überbaus abermals vor dem tiefen Fall. Denn sportlich und tabellarisch gesehen ist das Vorgehen eh nicht nachzuvollziehen: Ehrmantraut steht auf Platz 13 – das dürfte das obere des qualitativ eher dürftig besetzten Teams sein.

Andererseits: Zu einer launischen Diva gehört eben auch eine launige Führungsriege. Bei der Eintracht ist das schon fast eine Art Naturgesetz. Daran wird wohl auch Ehrmantraut nichts ändern, selbst wenn er – verpflichtet, nachdem allzuviel Launigkeit zum Bankrott führte — mit dem Akzent auf „kollektiver Arbeit“ bemerkenswerte Erfolge erreichte.

Auch wenn Horst Ehrmantraut am Wochenende „vernünftige Gespräche“ geführt haben will, fällt die Prognose also leicht: Kurz vor Weihnachten setzt das präsidiale Ehrmantraut-Bashing wieder ein, an Neujahr wird er endgültig geschaßt, und die Eintracht tritt nächstes Jahr wieder in Offenbach an. Klaus Teichmann