Eine, die sich lieber hinten anstellt

■ Hildegard Müller (31) ist die erste Frau an der Spitze der Jungen Union

Berlin (taz) – Eine Vorkämpferin ist Hildegard Müller nicht, eher eine, die sich hinten anstellt. Eine Frau mit dieser Eigenschaft kommt in der Jungen Union aber gut an: Die 31jährige Müller wurde am Wochenende auf dem Deutschlandtag der Jungen Union zur neuen Vorsitzenden des CDU- Nachwuchsverbandes gewählt. Die erste Frau an der Spitze in der Geschichte der JU.

Wer sich mit ihr eine kleine Revolution erhoffte, wird vermutlich enttäuscht. Mit Rebellion hat Müller nichts am Hut. Sie will „Grundlagen schaffen, auf denen man weiterdiskutieren kann“. Zu ihrem Lieblingswortschatz gehören die Ausdrücke Geduld, Diplomatie und immer wieder der Begriff Diskussion. Der Mangel daran ist für sie hauptverantwortlich für die Wahlniederlage und folglich die Diskussion für sie die wichtigste Reform – sowohl in der CDU als auch in der Jungen Union.

Seit 1983 engagiert sich die gebürtige Düsseldorferin in der Jungen Union, seit 1986 auch in der CDU. Erst vergangenes Wochenende wurde Müller in den Bundesvorstand der CDU gewählt. Hier wie als Vorsitzende der Jungen Union will sie nun mit den Mitgliedern diskutieren. Aber worüber? Etwa darüber, daß der vielbeschworene Aufbruch der christlichen Parteien doch wieder ohne Frauen geschieht? Nein, das ist für sie kein Thema. Schließlich fühlt sie sich als Frau durch die Generalsekretärin Angela Merkel und die Partei-Vize Annette Schavan ausreichend repräsentiert. „Sie können junge Frauen motivieren und zeigen, daß sie es genauso, wenn nicht sogar besser als die Männer machen können“, sagt Müller. Auf ihre eigene Leitbildfunktion kommt die Junge Unions-Vorsitzende nicht. Vielleicht liegt der Grund, warum sie nicht in den Vordergrund drängt, aber auch in ihrer Bescheidenheit.

Sie glättet Wogen, wo sie entstehen. Statt harten Worten wie Protest oder Rebellion benutzt sie lieber den Ausdruck positive Streitlust. Dazu paßt, daß sie mit leiser, wenn auch eindringlicher Stimme spricht. Ob es ihr etwa stinkt, daß fünf junge Männer, die sogenannten Jungen Wilden, für den Aufbruch der CDU stehen und nicht die Junge Union? „Schade“, sagt sie, „daß die junge Union nicht mitgenannt wird.“ Jetzt müßten die Jungen Wilden die Erneuerung einfordern.

Und wenn sie es nicht tun? „Dann“, sagt sie, „wird die Junge Union es von ihnen einfordern.“ Man ahnt bereits ihre Antwort auf das Wie: „In der Diskussion.“ Tina Hüttl