Weiter Verwirrspiel um Daewoo

■ Ansiedlung der Autofirma auf Vulkan doch noch möglich

Heftige Dementis gab es gestern zu Zeitungsmeldungen vom Wochenende, wonach der südkoreanische Autokonzern Daewoo seine Ansiedlungspläne auf dem Bremer Vulkan-Gelände in Vegesack aufgegeben habe. „Die Verhandlungen sind nicht gescheitert“, sagte Häfen- und Außenhandelssenator Uwe Beckmeyer (SPD). Vielmehr setze die Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft Bremen Business International (BBI) die Verhandlungen fort.

Als Retourkutsche gegen den Bremer CDU-Fraktionsvize Helmut Pflugradt, der schon am vergangenen Donnerstag nach einer Sitzung der Wirtschaftsförderungsausschüsse die Entscheidung Daewoos für Bremen kundgetan hatte, setzte Beckmeyer hinzu, die Gespräche mit den Asiaten vertrügen „keine öffentliche Diskussion“.

Ähnlich sieht man das auch bei Daewoo Deutschland in Wiesbaden. „Es ist schwer nachzuvollziehen, warum die CDU solche Pressemitteilungen rausläßt“, sagte der Daewoo-Sprecher Hans-Heino Grassmann. Ebenso schwer verständlich ist für Grassmann allerdings ein Bericht der „Welt“, die am Sonntag das Scheitern der Verhandlungen vorab über die Nachrichtenagenturen verbreitet hatte. „Noch ist nichts entschieden“, sagte der Daewoo-Sprecher.

Gestorben sei allein eines von drei möglichen Szenarien: Daß neben einem Umschlagsplatz für Importautos auch die deutsche Daewoo-Zentrale nach Bremen zieht. Zwei weitere Varianten, nämlich ein reiner Umschlagsplatz ohne größere Verwaltung und die zusätzliche Ansiedlung der Daewoo-Europa-Zentrale im ehemaligen Sitz der Vulkan-Werft seien noch nicht gescheitert. Das bestätigen die Bremer Makler, die mit Daewoo über die Anmietung des Büro-Gebäudes am Rande der Werft verhandeln.

In Wiesbaden rechnet man in diesem Jahr nicht mehr mit einer Entscheidung, ob der Autoumschlag in Europa überhaupt konzentriert wird und wenn ja, ob nun in Bremen oder im belgischen Antwerpen. Die Daewoo-Zentrale in Seoul liege wie die anderen großen koreanischen Industrie-Konglomerate in heftigem Clinch mit der Regierung. Es geht um die Frage, wie die horrenden Schulden auf ein tolerierbares Maß heruntergefahren werden können und welche Teile der verzweigten Imperien zu diesem Zweck zwangsverkauft werden sollen. Solange der alleine regierende Konzernchef Kim diese Probleme nicht geklärt habe, werde es keine Entscheidung über eine Neuordnung der Aktivitäten in Europa geben. jof