König der Junkies

■ I am beat: Alfred Hackensberger erinnert an Herbert Huncke, den Urvater der Beat-Generation

Alle haben sie ihn verehrt. Und alle haben sie ihn verewigt. Ob Jack Kerouac in The Town And The City, Allen Ginsberg in Howl oder William S. Burroughs in Junkie: Die drei Säulenheiligen der Beat-Generation dachten an Herbert Huncke, während sie das Lebensgefühl von Vagabunden, Strichern, Fixern und Dieben in ihre Schreibmaschinen hämmerten. Er war es, der Burroughs den ersten Schuß setzte und Ginsberg mit Charlie Parker und Dexter Gordon bekannt machte. Worte wie hip, beat, joint oder trip fanden über ihn den Weg von der Straße in die literarischen Salons und Bibliotheken.

Herbert Huncke (Jahrgang 1915) war ein Junkie, wie er im Buch steht, lange bevor es Bücher über Junkies gab. Mit 14 fing er an zu fixen, mit 17 lief er von zu Hause weg, und nach mehreren Jahren on the road kam er nach New York. Als er Burroughs und Co. 1944 kennenlernte, waren sie für ihn „einfach eine Gruppe von neugierigen, intellektuellen Studenten, die alle in wohlbehüteten Verhältnissen aufgewachsen sind“. Bis zu seinem Tod vor zwei Jahren mußte Huncke immer und immer wieder die alten Geschichten erzählen. Der Journalist und Filmemacher Alfred Hackensberger hat sie in I am beat zusammengetragen und eine Biographie daraus gemacht. Nächtelange Gespräche, über zehn Jahre verteilt, sind in diese freundschaftliche Chronik eingeflossen. Das geht nicht ohne Pathos: Für Hackensberger ist Huncke „die personifizierte Grundlage eines neuen Weltbildes“. Als Literat blieb er allerdings im Hintergrund, zumal er die für den Erfolg der Beatniks so wichtigen 50er Jahre im Gefängnis verbracht hat. Huncke war und ist eben eher jemand, über den man schreibt.

Joachim Dicks

Alfred Hackensberger: „I am beat – Das Leben des Hipsters Herbert Huncke“, Rotbuch-Verlag, Hamburg 1998, 188 Seiten, 28 Mark.

Lesung von Hackensberger: Samstag, 5. Dezember, 20.30 Uhr, Mojo Club