Ein Café mit Mitgliedsausweis

Siebter Hamburger Gesundheitsraum an der Hoheluftbrücke eingeweiht  ■ Von Elke Spanner

In der Szene ist der Begriff längst geläufig, doch von einem „Mitgliedsausweis“ zu sprechen, findet Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) völlig unangemessen. „Wir steuern nur den Zugang zu Druckräumen, damit dort kein Chaos entsteht“, erklärte sie gestern bei der Einweihung des siebten Hamburger Gesundheitsraumes. Denn im „Café Drei“ an der Hoheluftbrücke müssen Junkies, die drücken wollen, zuvor einen Vertrag unterschreiben.

Seit Beginn der rot-grünen Legislaturperiode hat Hamburg die Plätze zum hygienischen und medizinisch überwachten Drogenspritzen von ehemals 13 auf nun 49 erhöht. Verglichen etwa mit dem „Fixstern“ am Schulterblatt oder dem „Drob Inn“ am Hauptbahnhof ist die neue Fixerstube im Café Drei einladend. In dessen Druckraum sitzen die KonsumentInnen nicht um einen großen Tisch, sondern zu zweit an kleinen Fensterplätzen. Frauen und Männer haben getrennte Räume, wodurch „wir die Intimität der Frauen schützen wollen“, betonte Roth. „Spritzen werden schließlich an unterschiedlichen Körperstellen gesetzt.“

Nutzen kann den neuen Gesundheitsraum jedoch nur, wer zuvor ein persönliches Gespräch mit MitarbeiterInnen führt, sich über die Regeln informiert und über mögliche Therapien hat aufklären lassen. Anschließend erhält er den Vertrag, der ihm künftig Einlaß gewährt. „Wir leisten ausstiegsorientierte Arbeit mit akzeptierendem Ansatz“, erklärt Einrichtungsleiter Gert M. Petersen. Das Café Drei sei kein „reiner Ballerraum“. Der Drogenkonsum dort soll eng mit dem Beratungsangebot verknüpft sein.

Auch für Kai Wiese vom Verein „Jugend hilft Jugend“, der den Druckraum „Kodrops“ in Ottensen betreibt, ist der Vertrag „nur ein formalisierter Ausdruck dafür, daß vorher ein Gespräch geführt wurde“. Zur Zeit würden alle Junkies im Kodrops die Ausweiskarte bekommen. Die Einrichtung ist allerdings auch bei weitem nicht so überlaufen wie etwa der Fixstern. Sollten die Kapazitäten eines Tages erschöpft sein, so Wiese, „werden wir wohl eine Grenze ziehen müssen“.

„Was hat denn das noch mit niedrigschwelligem Angebot zu tun?“, fragt Norbert Dworsky vom Verein „freiraum“. Er betreibt den Fixstern, und seine MitarbeiterInnen seien „sehr aufgebracht“ darüber, daß Kodrops und Café Drei sich derartige „Luxusstandards“ leisten. „Wenn wir das auch einführen würden, würden die Leute doch wieder auf der Straße landen.“

Das erklärte Ziel, den Zugang zum Café Drei zu reglementieren, dürfte vor allem den Anwohnern geschuldet sein. Die haben monatelang dagegen gekämpft, daß an die seit 1993 bestehende Drogenhilfeeinrichtung ein Gesundheitsraum „angedockt“ wird. Zur Zeit läuft ein Bürgerbegehren dagegen. „Wir müssen Vorurteile beseitigen, indem wir so arbeiten, daß sie sich von selbst erledigen“, sagt Roth. Oder, wie Petersen es ausdrückt: „Die Leute sollen gar nicht bemerken, daß es hier eine Drogenhilfeeinrichtung gibt.“