Eine halbe Milliarde verheizt

„Heizspiegel“ des Hamburger Mietervereins legt offen, wann die Nebenkostenabrechnung unnötig hoch ist  ■ Von Gernot Knödler

Wer immer schon der Meinung war, daß er in einer zugigen Bude mit exorbitanten Heizkosten wohnt, dem kann jetzt geholfen werden: Dem Mietenspiegel entsprechend, allerdings ohne Rechtswirkung, zeigt ein „Heizspiegel“ des Mietervereins zu Hamburg, ob Ihre Heizkosten im Durchschnitt liegen oder jenseits von gut und böse. „Vielfach heizen wir zum Fenster hinaus, ohne es zu wissen“, sagte Michael Pollmann, der Staatsrat der Umweltbehörde, bei der Vorstellung des Heizspiegels gestern. „Damit verschwenden wir Geld und belasten das Klima unnötig mit CO2.“

Damit sich das ändert, ließ der Mieterverein, finanziert vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt, 7000 Heizkostenabrechnungen für Wohngebäude auswerten. Die Münchener „Arbeitsgruppe Energie“ (AGE) ermittelte für öl-, gas- und fernwärmebeheizte Wohnungen den jeweiligen Energieverbrauch und die Heizkosten pro Quadratmeter 1997 und teilte sie in vier Kategorien ein:

Die Unterschiede zwischen „optimal“, den günstigsten zehn Prozent der Gebäude, und „sehr hoch“, den schlechtesten zehn Prozent, liegen sowohl beim Energieverbrauch als auch bei den Heizkosten zum Teil bei mehr als 100 Prozent. Anders ausgedrückt: Wer das Glück hat, in einem gut isolierten Gebäude zu wohnen, zahlt pro Quadratmeter oft nur halb so viel für das Heizen wie sein Nachbar mit den Einfachglas-Fenstern und dem nicht gedämmten Dach. „Bei einer jährlichen Heizkostensumme von rund einer Milliarde Mark könnten in Hamburg 300 bis 500 Millionen Mark gespart werden, wenn alle Häuser nach dem Stand der Technik wärmegedämmt würden“, überschlug Christoph Krupp von der Umweltbehörde.

Franz-Georg Rips vom Deutschen Mieterbund betonte, daß neben den Mietern und der Umwelt auch das Handwerk und die Vermieter von der neuen Vergleichsmöglichkeit profitieren. Wärmesanierungen schafften Arbeitsplätze und machten die Gebäude rentabler: Den von steigenden Nebenkosten geplagten Mietern ist es gleich, ob sie ihr Geld für die Grundmiete oder die Heizung ausgeben.

Den Heizspiegel gibt es kostenlos beim Mieterverein, der Umweltbehörde und den Bezirksämtern. Auf Wunsch erstellt die AGE allen Mietern ein kostenloses Gutachten zu ihrer Heizkostenabrechnung.