Übernahme gefährdet

■ Holocaust-Opfer wollen Fusion von Deutscher Bank und Bankers Trust verhindern

Berlin/Washington (taz/dpa) – In den USA haben Überlebende des Holocaust die Bankenaufsicht aufgefordert, die geplante Fusion der Deutschen Bank und des US- Geldhauses Bankers Trust vorerst nicht zu genehmigen. In einem Schreiben an den Präsidenten der US-Notenbank forderten Rechtsanwälte der Gruppe, die Übernahme erst dann zu erlauben, wenn anhängige Verfahren von Holocaust-Opfern gegen das deutsche Bankhaus geklärt seien. „Die Deutsche Bank muß wissen, daß sie keine Geschäfte in diesem Land machen kann, solange sie nicht für ihre Geschäfte in der Nazizeit zur Verantwortung gezogen wurde“, sagte einer der Anwälte in New York.

Holocaust-Überlebende hatten in den USA während der letzten Monate drei Sammelklagen gegen deutsche Kreditinstitute eingereicht. Davon sind neben der Deutschen Bank auch die Dresdner Bank und die Commerzbank betroffen. Die Geldhäuser werden beschuldigt, während der Nazizeit Guthaben eingezogen und sich an Zwangsarbeitern bereichert zu haben. Als Entschädigung verlangen die Opfer Beträge in zweistelliger Milliardenhöhe.

Die Deutsche Bank will Bankers Trust im nächsten Frühjahr übernehmen und damit zur größten Bank der Welt werden. Die Forderung der Holocaust-Opfer könnte zu einem ersthaften Hindernis werden: Die US-Bankenaufsicht hatte bereits einen Zusammenschluß zweier Schweizer Kreditinstitute an die Bedingung geknüpft, daß die Entschädigung der Holocaust-Opfer „befriedigend geregelt“ sei.

Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte zu den Vorwürfen, sein Unternehmen habe Konten und Depots jüdischer Kunden während der Nazizeit an damalige Regierungsstellen abgeben müssen. Einzelne Geldeinlagen, die das Kreditinstitut trotzdem weiter verwaltet hätte, seien nach 1945 an Berechtigte ausgezahlt worden. Zwangsarbeiter seien nicht beschäftigt worden. ju