Autobahn bis vor die Haustür

Verkehr in Hamburg nimmt zu, so eine Studie der Handelskammer. Nun müßten Straßen her. So einfach ist's nicht, sagt die Baubehörde  ■ Von Gernot Knödler

Die Hamburger Handelskammer hat gestern gefordert, daß das Strassennetz der Hansestadt in großem Umfang ausgebaut wird. Mit der Begründung, das Wirtschaftswachstum dürfe durch Staus und fehlende Parkmöglichkeiten nicht stranguliert werden, verlangte die Kammer vom SPD-GAL-Senat ein Generalverkehrskonzept mit verbindlichen Fünf-Jahres-Plänen für die Zeit von 2000 bis 2020.

Ausgebaut werden sollen demnach der Ring 2 und der Ring 3, die Tangente Nord von der Autobahnausfahrt Stellingen bis zum Horner Kreisel sowie die Entlastungsstraße Nedderfeld. Zusätzlich soll ein Autobahnring um die Stadt gelegt und sofort mit dem Bau einer Ortsumgehung für Finkenwerder begonnen werden.

Ihre Wünsche unterfütterte die Handelskammer mit einer Studie namens „Wege zu Wachstum und Wohlstand“. Darin versucht sie einen Zusammenhang zwischen Verkehrs- und Wirtschaftswachstum herzustellen, ohne allerdings zu erläutern, welche Größe von der anderen abhängt.

Anschließend warf die Kammer der Baubehörde vor, ihre Trendfortschreibung, nach welcher der Straßenverkehr in Hamburg zwischen 1990 und 2010 um 14 Prozent wachsen wird, sei „falsch“. Bereits 1997 habe er um 7 Prozent zugenommen. Obwohl das – linear hochgerechnet – 20 Prozent mehr Verkehr im Jahr 2010 macht, rechnet die Handelskammer mit einem Wachstum von 30 Prozent, weil die Elbvertiefung, der Flughafenausbau und der Transrapid zu einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum führen würden.

In der City seien zudem „externe Einflüsse“ am Werk, bemühen sich die Autoren der Studie, die These vom stets wachsenden Verkehr zu untermauern. „Hier haben Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und Baustellen eine positive Verkehrsentwicklung verhindert“, schreiben sie. Das bis gestern fehlende Parkleitsystem, die teuren Parkplätze und die verengten Straßen hätten Autofahrer abgeschreckt und zu dem starken Besucherrückgang in der City geführt. Zugenommen habe lediglich der Wirtschaftsverkehr.

Die Baubehörde nahm die Studie gelassen „zur Kenntnis“. Erstens werde der künftige Verkehrsplan noch im Senat verhandelt. Zweitens enthalte die Darstellung „systematische und fachliche Mängel“. Sie ignoriere die Einwohner- und Beschäftigtenentwicklung. „Die Handelskammer“, so die Behörde, „fordert einseitige Maßnahmen zu ihren Gunsten“.