Wenn die Ökologie stiften geht

■ Studie der Münchener ökom GmbH: Viele Umweltstiftungen sind schlecht beraten und orientieren sich bei der Anlage ihres Stiftungskapitals weder an ethischen noch an ökologischen Kriterien. "Eine Stiftung soll

Sie fördern die Renaturierung von Skiabfahrten und den ökologischen Landbau, finanzieren Forschungsprojekte und vergeben Preise für Umweltpioniere. Knapp 400 Stiftungen unterstützen in Deutschland ökologische Belange. Einige hundert Millionen Mark fließen zur Freude von Wissenschaftlern und Umweltschützern jedes Jahr aus diesen Töpfen. Doch ob diese Fördergelder auch auf ökologisch verantwortbare Weise aus dem Stiftungskapital erwirtschaftet wurden, ist mehr als fraglich. So manche Öko-Mark dürfte aus Aktiendividenden von Chemie- oder Pharmakonzernen, Autobauern oder anderen wenig umweltverträglichen Unternehmungen stammen.

Die Münchner ökom GmbH, die sich seit Jahren mit der ökologischen Bewertung von Unternehmen befaßt, hat in einer Studie 38 deutsche Umweltstiftungen nach ethischen und ökologischen Kriterien bei der Kapitalanlage befragt. Ausgewählt wurden diese vor allem nach ihrem Bekanntheitsgrad und danach, ob sie von außen beantragte Projekte fördern.

Die in der Zeitschrift Politische Ökologie (Nr. 53) veröffentlichten Ergebnisse der Studie sind aus ökologischer Sicht wenig erfreulich. Rund drei Viertel der Befragten gaben schriftlich oder telefonisch Auskunft. Von diesen 29 Stiftungen erklärten 22, daß sie bei der Kapitalanlage ethische und/oder ökologische Aspekte nicht berücksichtigen. Im Vordergrund stehen statt dessen Rendite und Sicherheit der Kapitalanlage. Die Tatsache, daß die Stiftungen ethischen und ökologischen Aspekten der Kapitalanlage auf einer fünfstufigen Skala mit 3,0 und 3,1 dennoch ein relativ hohes Gewicht einräumen, werten die Autoren als Zeichen vorhandener Sensibilität für das Thema.

Angesprochen auf den Vergleich der verschiedenen Anlageformen unter Rendite- und Risikogesichtspunkten hält die Hälfte der Befragten ethisch-ökologische Kapitalanlagen bei entsprechender Auswahl für gleichwertig (43 Prozent) oder gar für überlegen (7 Prozent). Als einen wichtigen Grund für das fehlende ökologische Engagement nennen die Autoren den Mangel an Information und Beratung. Überwiegend nannten die Stiftungen Banken und Sparkassen als wesentliche Informationsquelle, mit deren Hilfe offenbar vor allem kleinere Stiftungen ihren Arbeitsaufwand bei der Anlage gering halten. Robert Haßler, Leiter des Bereichs Consulting bei der ökom GmbH, hofft auf ein Umdenken: „Eine Stiftung, die im ökologischen Bereich tätig ist, sollte sich damit beschäftigen, wie ihr Ertrag erwirtschaftet wird; ob es mit den Zielen der Stiftung in Einklang zu bringen ist, wenn der Gewinn etwa aus dem Bau von Atomkraftwerken stammt, weil man Aktien der Siemens AG besitzt. Schließlich gibt niemand seinem Nachbarn einen Kredit, damit der einem die Aussicht verbaut.“

Repräsentativ in Bezug auf das Stiftungskapital ist das Ergebnis der Studie nicht. Während vor allem kleinere Stiftungen ausführlich antworteten, lassen sich die Großen der Branche ungern in die Karten schauen. So gibt etwa die Münchner Allianz-Stiftung keine Auskunft darüber, wie ihr Kapital von 100 Millionen angelegt wird. Einen bei anderen Stiftungen üblichen Jahresbericht mit Finanzdaten gibt es nicht, sondern nur einen Projektbericht der viele Fotos, aber kaum Zahlen enthält. Eindeutig hingegen nimmt Franz- Georg Elpers Stellung, Sprecher der mit Abstand größten Institution, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt: „Die Renditen der ökologischen Anlagen leisten nicht das, was herkömmliche Renditen versprechen. Wir versuchen optimale Renditen zu erwirtschaften, damit wir dieses Geld direkt in den Umweltschutz stecken können.“ Ursprünglich war das Stiftungskapital von 2,5 Milliarden Mark fast vollständig in Bundesanleihen angelegt, inzwischen macht dieser Posten noch eine Milliarde aus. Die freigewordenen Beträge wurden in Aktien und festverzinsliche Papiere angelegt. Die Rendite gibt Abteilungsleiter Edgar Vedder mit fünf bis neun Prozent an. „Auch wir spüren natürlich die Niedrigzinsphase.“ Das Rendite- Argument will Robert Haßler nicht gelten lassen: „Es gibt genügend Beispiele, daß mit ökologisch vertretbaren Anlagen vergleichbare Renditen zu erzielen sind.“

Welche bedeutende Rolle ökologisch angelegtes Stiftungskapital spielen könnte, zeigen die Zahlen, die Max Deml, Chefredakteur des Börsenbriefes Öko-Invest, zusammengestellt hat. Vier bis fünf Milliarden Mark an privatem Kapital wurden bis 1997 in der Bundesrepublik in ökologisch motivierte Finanzierungsbahnen gelenkt. Der größte Teil ging in Angebote des freien Kapitalmarkts wie etwa Beteiligungen an Windparks, 450 Millionen Mark wurden in ethisch- ökologische Fonds investiert und gut 300 Millionen Mark haben ökologisch orientierte Banken eingesammelt. Dem steht bei den 400 deutschen Umweltstiftungen ein Kapital von ebenfalls vier bis fünf Milliarden Mark gegenüber, das bisher überwiegend konventionell angelegt ist und damit die wenig nachhaltige Wirtschaftsweise unterstützt, deren Folgen mit den Erträgen gemindert werden sollen. Leo Frühschütz

Politische Ökologie, Nr. 53: „Wechsel ohne Deckung. Über den Zusammenhang von Geld und Ökologie“. 19,80 DM plus Versand. Bezug: Gesellschaft für ökologische Kommunikation, ökom, Watherstr. 29, 80337 München, Tel.: (089) 54 41 84-0, Fax: -99