Luftfahrtkonzern mit Starterlaubnis

■ Fusion Dasa –British Aerospace zu Europas Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen fast perfekt. Frankreich fürchtet um Einfluß

Stuttgart (dpa) – Die Weichen für ein Zusammengehen der Daimler-Chrysler-Luftfahrttochter Dasa und der British Aerospace (BAe) sind offenbar gestellt. Dieses wäre ein erster Schritt in Richtung eines europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns. Die französische Aerospatiale bleibt nach diesem Modell zunächst einmal außen vor.

Nach übereinstimmenden Presseberichten hat Daimler-Chrysler- Chef Jürgen Schrempp für sein Vorgehen die Rückendeckung von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die Spitzengespräche zwischen Daimler-Chrysler und British Aerospace seien abgeschlossen, einen Abschluß könnte es noch im laufenden Monat geben, hieß es. Frankreichs Premierminister Lionel Jospin hatte bereits signalisiert, einer Zweierallianz keinen Widerstand entgegenzustellen.

Bei der Fusion mit BAe wäre Dasa der kleinere Partner. Laut Sunday Times würde der britische Partner rund 65 Prozent des neuen Konzerns kontrollieren und die Firmenleitung übernehmen. Eine Vorentscheidung über eine Fusion, die ein Unternehmen mit einem Marktwert von rund 42 Milliarden Mark schaffen würde, sei noch in der kommenden Woche möglich.

Weder Daimler-Chrysler noch die Dasa nahmen am Wochenende zu den Berichten Stellung. Schrempp hatte in der Vergangenheit das Ziel bekräftigt, die Dasa in einen europäischen Luftfahrt- und Rüstungsgroßkonzern (European Aerospace and Defense Company/EADC) einzubringen – möglicherweise zuerst nur zusammen mit der BAe.

Hintergrund der Fusion sind Bemühungen um eine Neustrukturierung des Flugzeugherstellers Airbus Industrie. Nach dem Scheitern einer gemeinsamen Bewertung der verschiedenen Bereiche durch den Aufsichtsrat am Freitag dürfte der Plan beendet sein, mit dem neuen Airbus-Konzern bereits Anfang 1999 zu starten. Mit Blick auf seiner Ansicht nach ständig neue Forderungen der Aerospatiale hatte Dasa-Chef Bischoff erklärt, Frankreich nehme „Airbus als Geisel“ bei der Neuordnung. Der französische Luft- und Raumfahrtkonzern Aerospatiale wies diese Vorwürfe zurück. Es treffe auch nicht zu, daß Aerospatiale 50 Prozent der Stimmrechtsanteile gefordert habe. Für den Fall einer Fusion von Dasa und BAe müßten aber „die Bedingungen für das Gleichgewicht bei Airbus überdacht werden“. Die Dasa fliegt momentan auf Rekordkurs. Der Umsatz des Konzerns mit rund 44.000 Beschäftigten soll für 1998 von 15,3 auf 17 Milliarden Mark steigen, das Betriebsergebnis vom vergangenen Jahr soll um 432 Millionen Mark Gewinn substantiell höher ausfallen.