Kardinal vergleicht Abtreibungspille mit „Zyklon B“

■ Meisner: „RU 486 ist ein chemisches Tötungsinstrument speziell für ungeborene Kinder“

Düsseldorf/Bonn (dpa) – Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat die Abtreibungspille RU 486 indirekt mit dem zum millionenfachen Judenmord benutzten Gas „Zyklon B“ verglichen und damit scharfe Kritik der Bundesregierung ausgelöst.

Meisner schrieb in der Rheinischen Post: „RU 486 ist kein Medikament, also kein Heilmittel. RU 486 ist das genaue Gegenteil, nämlich ein chemisches Tötungsinstrument speziell für ungeborene Kinder.“ In der Nazi-Zeit seien „schlimmste Verbrechen durch den Einsatz chemischer Substanzen verübt worden“. Daher sei es „eine unsägliche Tragödie, wenn sich am Ende dieses Jahrhunderts die chemische Industrie ein zweites Mal anschicken würde, in Deutschland ein chemisches Tötungsmittel für eine bestimmte gesetzlich abgegrenzte Menschengruppe zur Verfügung zu stellen“.

Dazu erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Edith Niehues (SPD), in Bild am Sonntag: „Kardinal Meisner sollte als hoher Vertreter der katholischen Kirche seine ideologische Haltung gegenüber Schwangerschaftsabbrüchen so weit im Griff haben, daß er damit nicht auch noch die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlost.“ Niehues bezeichnete die „Entgleisung“ Meisners als „unverantwortlich“.

Die Pille RU 486, die auf hormonelle Art wirkt und gegenüber herkömmlichen chirurgischen Eingriffen als weniger riskant gilt, ist bisher nur in wenigen europäischen Ländern zugelassen. Der jetzige Patentinhaber, Edouard Sakiz, hatte den Zulassungsantrag für Deutschland von einer „moralischen Botschaft von höchster Regierungsautorität“ abhängig gemacht.

Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) hatte kürzlich erklärt, sie wolle sich an einer Einführung der Pille in Deutschland nicht aktiv beteiligen. Dagegen hatte sich Familienministerin Christine Bergmann (SPD) wiederholt für das Präparat eingesetzt.