In der Grundschule stinkt es gewaltig

■ Gutachten bestätigt: Luft in Mobilbauklassen in der Grundschule Oberneuland ist mit Pilzsporen verseucht: In den Räumen dürfen die Kinder kein Pausenbrot mehr essen

Die Leiterin der Grundschule in Oberneuland und die Elternvertreter haben seit gestern ein brisantes Papier in der Hand: ein bakteriologisches Gutachten des Labors Melzer über die Luft in den Mobilbau-Klassen der Grundschule Oberneuland. Seit Jahren riecht es muffig und feucht in diesen, so wie in vielen anderen der überalterten Mobilbauklassen. Seit Jahren macht die Schulleiterin den Gestank zum Thema, und es tut sich nichts. Denn nachweisen ließ es sich nicht, daß Unwohlsein und andere Beeinträchtigungen auf die dicke Luft zurückzuführen sind.

Auf Kosten der Bildungsbehörde hatte die Schule schließlich doch der Sache auf den Grund gehen können. Das Ergebnis des Labors: Die Luft ist voller Schimmelpilze, „ubiquitäre Keime“ im Fach-Chemisch. „Massenhaft Pilzsporen“, schreiben die Gutachter, belasten die Atemluft der Kinder und der Lehrkräfte. „Infektion der Luftwege“ und besondere Anfälligkeit gegen allergische Reaktionen seien, so die Gutachter, nicht auszuschließen. Und nicht nur das: Wenn diese Keime in direktem Kontakt mit Lebensmitteln kommen, die verzehrt werden, bestehe Gesundheitsgefahr.

„Die Eltern sind völlig zu Recht beunruhigt“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Hövelmann, „die Kinder essen ja auch in diesen Räumen.“ Das müßte man ihnen eigentlich seit gestern strengstens verbieten.

Was tun? Das Problem besteht nicht nur an der Grundschule in Oberneuland. Die Mobilbauten dort sind vom Typ „Ofra“. Von dieser Art gibt es auch in Aarbergen vier einschlägig bekannte Klassenräume und in Kirchhuchting sind zwei in ganz schlimmem Zustand. In Kirchhuchting sind die Mobil-Bauten für 250.000 Mark „saniert“ worden. Hinterher stank es weiter, beinahe genauso wie vorher. „Da kann die Behörde doch nicht einfach sagen: mehr lüften“, sagt der grüne Bildungspolitiker Helmut Zachau, der früher als Schulleiter selbst mit dem Problem Mobilbauten konfrontiert war und seit Monaten darauf hinweist, daß da ein ganz dicker Kosten-Brocken auf die leeren Kassen des Bildungs-Ressorts zukommt. Die Grünen haben sich mehrfach grundsätzlich gegen diese Mobilklassen und notdürftige Sanierungs-Maßnahmen ausgesprochen, weil die Klassenräume erfahrungsgemäß doch keine Übergangslösung sind: 176 von den 188 Mobilbauklassen in Bremen stehen seit mehr als 20 Jahren „provisorisch“ da, 66 gehören zu dem besonders problematischen Bautyp „Ofra“. Am Weidedamm, sagt Zachau, kann man mit dem bloßen Finger in die maroden Wände der „Klassenzimmer“ hineinbohren oder die Wände „abziehen“. Und das nicht nur da.

Auch Ulrike Hövelmann ist dagegen, jetzt schnell an den Gebäuden „herumzupfuschen“ und eventuell nur die PCP-haltigen Fensterbänke auszutauschen und die modrigen Wände dick mit Farbe zuzuschmieren. Auch für sie stellt sich die Frage in Oberneuland, ob man nicht die Provosorien durch ordentliche Festbauten ersetzen sollte; nebenbei könnte man dann auch sehen, was nach dem Stand der Erkenntnisse heute an Raumbedarf und Raumzuschnitt erforderlich wäre. Ersatz oder Sanierung – nur Schritt für Schritt kann Abhilfe geschaffen werden; für die nächsten vier Jahre sollen jeweils 5 Millionen Mark für die Sanierung bzw. den Ersatz der abgängigen Mobil-Räume zur Verfügung stehen, forderte die SPD-Fraktion jüngst.

K.W.