Oben lag der Apennin, unten legte ich mich hin

■ Die taz-Autoren Carola Rönneburg und Wiglaf Droste tragen Oden an die Poularde, schlichte Gedichte über die Tierwelt und andere fast metaphernfreie Lyrik vor

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern dieser Zeitung, die hin und wieder auch einmal einen Blick in den überregionalen Teil werfen, dürfte es längst aufgefallen sein: Fast jeden Donnerstag wird auf der Wahrheit-Seite ein Gedicht abgedruckt. Die Kollegin Carola Rönneburg kam vor etwas mehr als zwei Jahren auf die Idee, ein ordentliches Journal könne Reime vertragen und forderte die Redakteure und freien Mitarbeiter des Blattes auf, die Computertastatur mit dem Gänsekiel zu vertauschen. Allerdings ohne Erfolg.

Den „feinen Reimen“, inzwischen gesammelt im Nautilus Verlag unter dem Titel Oben lag der Apennin, unten legte ich mich hin veröffentlicht, gebricht es Gott sei Dank an allem, was Lyrik ausmacht – zumindest nach den Vorstellungen der Deutschlehrer. Selten wurden in deutschen Gedichten so wenige Metaphern verwendet. Klassische Topoi wie Tod oder verschmähte Liebe tauchen eher selten auf.

Statt dessen widmen sich die 22 Dichterinnen und Dichter von Wiglaf Droste über Thomas Gsella bis hin zu Susanne Fischer den profanen Dingen des Lebens. Die Themen variieren von Nahrungsmittelauf-nahme mit und ohne berauschende Wirkung über Reisen bis hin zur Politik. Geradezu manisch beschäftigen sich die Autoren mit Tieren. Am konsequentesten behandelt dieses Spektrum die Herausgeberin Rönneburg selbst. Ihre „Ode an die Poularde“ verknüpft die Fauna ganz zwanglos mit der Freude am Essen.

Wohl wissend, daß Lyrik am dichtesten wirkt, wenn sie vorgetragen wird, unternehmen Frau Rönneburg und Herr Droste gemeinsam eine Lesereise durch die Republik. Morgen beehren die beiden Hamburg, angedroht sind nicht nur die Gedichte, sondern auch Gesang. Den Besuch der Veranstaltung zu empfehlen, könnte als Schleichwerbung ausgelegt werden. Darum ergeht hier der gute Rat an alle Leserinnen und Leser: Besuchen Sie das Dichter-Duo und machen Sie sich selbst ein Bild.

Eberhard Spohd

Fr, 11. Dezember, 21 Uhr, Kantine im Schauspielhaus