Wenn Fachleute entscheiden

■ Bahnhofsvorplatz Bergedorf: Jury setzt andere Prioritäten als Bürger-Initiative – auch aus wirtschaftlichen Gründen

Die Jury für die Umgestaltung des Bergedorfer Bahnhofsvorplatzes hat aus den Beiträgen zum Investorenwettbewerb eine völlig andere Hitliste erstellt als die Bürgerinitiative (BI). „Das ist das Problem, ob Laien oder Fachleute darüber entscheiden“, kommentierte Volker Hempel von der Stadtplanungsabteilung des Bezirksamtes. Die Architekten des nun bestimmten Siegerentwurfs, das Büro „Adelhelm und Dittmer“, sollen in ihre Pläne allerdings eine Reihe von Vorzügen anderer Entwürfe einarbeiten. Voraussichtlich Ende Februar wird die Bezirksversammlung beschließen, ob sie dem Vorschlag der Jury folgt.

Daß sich das Gremium für den Entwurf mit den großen überdachten Ladenpassagen und einem „urban entertainment center“ entschieden hat und nicht für einen anderen Entwurf, der die kleinteilige Struktur Bergedorfs aufnimmt und öffentlich zugängliche Einkaufsstraßen vorsieht, hatte laut Hempel vor allem wirtschaftliche Gründe: Bergedorf brauche einen effizienten Busbahnhof und müsse verhindern, daß kaufkräftige AnwohnerInnen abwanderen. Wer diese Aufgaben mit einem Gebilde lösen wolle, das sich stark an die kleinteilige Struktur des Ortes anlehnt, „würde niemanden finden, der sagt: Ich bau euch das, und ich finanziere euch einen Busbahnhof dazu“, so der Amtsmitarbeiter.

Ihn überzeugte auch, daß Adelhelm und Dittmer ihren Entwurf am sorgfältigsten durchgearbeitet hatten. Das Team habe bereits fertige Architektur abgeliefert, moniert dagegen Ernst Heilmann, der für die Bergedorfer GAL in der Jury saß: „Dann wird Bürgerbeteiligung natürlich zur Farce.“ Während Hempel behauptet, die BürgerInnen hätten bereits mehrfach Gelegenheit gehabt, sich in die Planungen einzuschalten, wirft Heilmann dem Bezirk vor, seinen Gestal-tungsspielraum zugunsten der Investoren aufgegeben zu haben.

Dennoch geht für den GALier das Gestalten jetzt erst richtig los: Der Stadtplanungsausschuß habe einen Antrag der Grünen angenommen, nach dem interessierten BergedorferInnen Informationsbroschüren zugeschickt, die Entwürfe öffentlich ausgelegt und alle AnwohnerInnen zu Kritik aufgefordert werden sollen. Am 15. Dezember will sich die BI zusammen mit dem SPD-Arbeitskreis City-Konzept zudem von der Bundeswehr-Uni darüber aufklären lassen, wie die BürgerInnen wirksam beteiligt werden könnten. Gernot Knödler