Senat bastelt neue Ära

■ Fünf Kultureinrichtungen werden ab Januar selbständig / Die einen strahlen, die anderen grummeln

Die Bremer Kulturreformer machen Ernst mit der Umstrukturierung der Kultureinrichtungen. Kurz vor der Dezembersitzung der Bürgerschaft in der kommenden Woche hat der Senat zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, nach denen in fünf Institutionen ab Januar eine neue Ära beginnen soll: Übersee- und Focke-Museum sollen in Stiftungen umgewandelt und die Volkshochschule, die Musikschule und die Stadtbibliothek als städtische Eigenbetriebe firmieren. Während die Reform in den Bildungseinrichtungen begrüßt wird, regt sich in den Museen Protest.

„Das soll noch vor der Bürgerschaftswahl durchgepeitscht werden“, sagt Thomas Deecke, Leiter des Neuen Museums Weserburg. Als Mitglied der Museumsorganisation „Bremer 5 plus“ findet er drastische Worte für seine Kritik: „Vieles im Gesetz ist unsinnig und führt nur zu einer Scheinselbständigkeit.“ Dem Vernehmen nach haben die DirektorInnen der beiden Museen, Jörn Christiansen vom Focke-Museum und Viola König vom Übersee-Museum, ihre Kritik am Entwurf in einem Brief an die Kulturbehörde formuliert.

Laut Gesetzentwurf will der Senat den DirektorInnen der beiden Häuser kaufmännische GeschäftsführerInnen zur Seite stellen. Sie sollen für das Ausstellungsmanagement zuständig sein und neue Einnahmequellen erschließen. „Wir halten die Doppelspitze für einen Fehler“, so Deecke.

Auch mit der Definition des Stiftungsvermögens ist man dem Vernehmen nach nicht zufrieden. Nach dem Gesetzentwurf sollen sozusagen nur die Schreibtische, Computer und Bleistifte Stiftungseigentum werden. Die Sammlungen und die Gebäude werden den Stiftungen nur zur Nutzung überlassen. „Wer zahlt die Grunderwerbssteuer? Was ist mit dem Status der Beamten?“, fragt Deecke, um zu untermauern, daß vieles im Entwurf ungeklärt ist.

Dagegen sind die LeiterInnen der künftigen Eigenbetriebe zufrieden. „Wir sind viel flexibler“, sagt Musikschulchef Heiner Buhlmann. Auch die Direktorin der Stadtbibliothek, Barbara Lison-Ziessow, betont die Vorteile von rascheren Handlungsmöglichkeiten und weniger Bürokratie: „Das Gesetz ist einer der größten Meilensteine in unserer Geschichte.“

Wie berichtet, haben die Bündnisgrünen den Stiftungsgesetzentwurf kritisiert. In der Bürgerschaft wollen sie die Aussetzung der Entscheidung beantragen. ck