Schrauben drehen

■ Der HVV langt mal wieder hin

Was tun mit einer Schraube in der Industriegesellschaft? Richtig: dran drehen. Und das erst recht, wenn es sich um die Preisschraube handelt. Viele Unternehmen nutzen jede sich bietende Gelegenheit dazu, und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) macht da keineswegs eine Ausnahme. Er möchte zum nächsten Jahr mal wieder eine Fahrpreiserhöhung. Er langt damit den Kunden kräftig in die Tasche, auch wenn er das nach außen hin als „moderate Kostenanpassung“ verkauft.

Die Anträge für den neuen Tarif, der ab 1. Januar 1996 gelten soll, hat der HVV vorgestern beim Hamburger Senat eingereicht. Wenn sie genehmigt werden – woran kein Zweifel besteht – werden die Fahrpreise im Gemeinschaftstarif um durchschnittlich drei Prozent steigen. Die „Anpassung“ soll laut HVV den „derzeitigen Kostendeckungsgrad von 58,8 Prozent halten“. Für Einzelkarten müssen die KundInnen dann zehn Pfennig mehr, für allgemeine Abo-Karten 2,30 Mark bis 2,60 Mark mehr bezahlen. Einzig Familien dürfen noch zum gleichen Preis wie vorher mitfahren. Über gleichzeitig vorgenommene Leistungsverbesserungen war in Zusammenhang mit den Preissteigerungen nichts zu vernehmen.

Der GAL-Abgeordnete Dr. Martin Schmidt kritisiert, daß der Senat seit fast zwei Jahren gegenüber der Bürgerschaft eine nachvollziehbare Darlegung der Kosten-Nutzen-Struktur des öffentlichen Personennahverkehrs schuldig bleibt. Da die Hamburger Hochbahn (HHA) erkennbar ihr Defizit über die geplanten zehn Millionen Mark reduziert hat, erscheint Schmidt eine Preiserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt überflüssig. elha