Jede Menge Frauenfragen

■ Hamburger Frauentage vom 20. bis 22. Oktober zum Thema „Die Antwort ist Feminismus – und wie war nochmal die Frage?“ Von Patricia Faller

Ist Feminismus noch zeitgemäß? Worüber reden Feministinnen heute? Fragen, um die es bei den Hamburger Frauentagen –95 unter anderem gehen wird. Die drehen sich vom 20. bis zum 22. Oktober im Wirtschaftsgymnasium St. Pauli, Budapester Str. 58, um das Thema: „Die Antwort ist Feminismus – und wie war noch mal die Frage?“ Ein Highlight des Programms ist die Eröffnungs-Talkshow, die die Fragestellung der Frauentage aufgreift. Hamburger Feministinnen aus drei Generationen und verschiedenen Lebenszusammenhängen wollen diskutieren, welchen praktischen Wert Feminismus für sie persönlich gegenwärtig hat. Mit von der Partie ist auch Bischöfin Maria Jepsen.

Weitere Veranstaltungen behandeln unter anderem Themen wie Berufsorientierung ausländischer Frauen, Psychiatrieerfahrungen, Macht und Gewalt, Frauenmailboxen, Frauengesundheit und die feministische Sport- und Bewe-gungskultur. Natürlich wird auch das Thema der Weltfrauenkonferenz in Peking „Frauenrechte sind Menschenrechte“ aufgegriffen. Außerdem gibt es ein umfangreiches Kulturprogramm – von der Kulturbehörde gefördert mit ganzen 11.500 Mark – mit Ausstellungen, Tanztheater und Tanzimprovisationen, Stimmakrobatik und experimenteller Musik.

Warum die Organisatorinnen des Vereins für die Hamburger Frauenwoche diesen Titel gewählt haben, erklärt Mechthild Schilmöller damit: „Jede politische Überzeugung muß von Zeit zu Zeit überprüft werden. Wir haben uns gefragt, gehören wir zu einer aussterbenden Spezies, den ,Femisauriern', die den Feminismus immer noch als die angemessene Antwort auf die Benachteiligung, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen halten.“

Selbstkritisches Hinterfragen auch deshalb, weil viele Frauen den Feminismus in den vergangenen Jahren als zu eurozentrisch, zu einseitig, zu dogmatisch kritisiert hätten. Auch habe es die Frauenbewegung nicht geschafft, junge Frauen anzusprechen, meint Mechthild Schilmöller.

Obwohl sich am Verhältnis zwischen Frauen und Männern in den vergangenen Jahren einiges geändert habe, so die Organisatorinnen, sei die reale „Geschlechterdemokratie“ weit entfernt. Weshalb solche Bildungsveranstaltungen für Frauen nach wie vor sinnvoll seien: „Wir brauchen Raum für die Weiterentwicklung von feministischen Ideen und Konzepten. Wir wollen Frauen auch ein Forum bieten, wo sie zeigen können, zu welchen Themen und in welchen Bereichen sie arbeiten.“Mit den Frauentagen soll nicht in das lange zelebrierte Lamento vom Ende des Feminismus eingestimmt werden. Im Gegenteil, die Veranstaltungen sollen sich mit den Veränderungsprozessen auseinandersetzen und die Debatte wieder lebendiger werden lassen.

Seit 1981 gibt es die „Frauenwoche“ als mehrtägige Bildungsveranstaltung von Frauen für Frauen. Viele Hamburgerinnen haben dort seither ihre Bilder und Plastiken ausgestellt, Filme gezeigt, Konzerte, Theater und Kabarett aufgeführt, haben die Frauenwoche zu einem lebendigen politisch-kulturellen Forum gemacht.

In diesem Jahr bedarf es wieder eines besonders großen Engagements. Denn die finanziellen Mittel, die die Frauenwoche von der Hansestadt Hamburg erhält, werden immer knapper. Bis 1992 wurden die rührigen Frauen noch mit 80.000 Mark unterstützt. Seit 1994 gibt es nur noch 30.000 Mark. Und mit den Finanzen mußten auch die Veranstaltungstage schrumpfen, aus der Frauenwoche wurden die Frauentage. „Angesichts solch massiver Sparpolitik mußten wir unseren Traum von einer professionell vorbereiteten und durchgeführten Bildungsveranstaltung begraben“, so die Organisatorinnen. Das Ganze sei nur machbar, weil die Referentinnen unentgeltlich arbeiten. Mit dem Fördergeld der Behörde könnten gerade mal die Betriebs- und Sachkosten sowie kleinere Honorare für Helferinnen gezahlt werden. Statt der bisherigen Kinderbetreuung gibt es nur noch ein Zimmer mit Spielsachen. Um die Zukunft der Frauentage zu sichern, werden jetzt MäzenInnen gesucht.

Spendenkonto: Hamburger Frauenwoche e.V., Kto. Nr. 1228/123798, Hamburger Sparkasse