■ Pro & Contra: Illegale Arbeit: Gleichheitsheuchelei
Zu verlangen, daß alle illegalen Beschäftigungsverhältnisse in legale Arbeit verwandelt werden, ist ungefähr so wirkungsvoll wie Nasebohren für den Frieden. Die Schlichtformel „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ hört sich logisch an und wurde trotzdem noch nicht einmal für Frauen durchgesetzt.
Die bösen „SchwarzarbeiterInnen“ für die Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen, ist so unkompliziert und populistisch, wie den Mißbrauch von Sozialhilfe anzuprangern. Und die Betroffenen können sich ohnehin schlecht beschweren.
Ob man sich nun ärgert, daß durch illegale Arbeit Steuern flöten gehen, oder ob man die Ausbeutung beklagt. Die Konsequenz daraus ist die gleiche: Razzien müssen her. Das Ergebnis: Ausweisungen. Denn viele der Billigarbeiter haben keine gültigen Papiere.
Nicht nur, weil die nach gleichem Lohn schreienden Klassenkampf-Aufrechten auch gern die Kinderfrau ohne Steuerkarte engagieren und sich das Auto unter der Hand reparieren lassen, ist die Aufregung um die Schwarzarbeit eine unerträgliche Heuchelei. Daß Arbeits-MigrantInnen und andere arme Socken ihre paar Märker auch noch versteuern sollen – und dann den Arbeitsplatz eh nicht kriegen würden, weil Deutsche gesetzlich Vorrang haben – ist überhaupt nicht einzusehen.
Aber die Gewerkschafter halten stur die verstaubten Transparente mit alten Forderungsformeln hoch. Und anschließend gehen sie 'ne Billigpizza essen. Wer da wohl in der Küche spült?
Silke Mertins
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