Gehälter und Zensuren

Für Zehntklässler in Wellingsbüttel steht die Betriebsgründung auf dem Stundenplan. Wer nicht rentabel arbeitet, zahlt drauf  ■ Von Eberhard Spohd

Nico verhandelt ganz eifrig. „Ich möchte ein Sweatshirt mit dem Logo von den No Limit Soldiers bedrucken lassen“, verlangt er von seinem Klassenkameraden Thomas, „was soll das denn kosten?“ Der Geschäftsführer der 08/15 GmbH schaut sich die Vorlage an und kalkuliert den Preis auf 45 Mark. „Das ist mir zu teuer“, antwortet Nico. Man einigt sich schließlich auf 40 Mark.

Seit nunmehr zwölf Jahren steht an der Peter-Petersen-Schule in Wellingsbüttel in der 10. Klasse das Projekt „Firmengründung“ auf dem Stundenplan. „Die Schüler bekommen für ihre Arbeit richtige Zensuren, das Fach ist im Lehrplan eingetragen“, erläutert Thomas Albrecht, Lehrer und Initiator der Betriebssimulation.

Um einen Betrieb zu gründen, müssen die jugendlichen Gesellschafter über Rechtsformen debattieren und sich auf eine umsatzträchtige Produktpalette festlegen. Die benötigten Produktionsräume werden von der Schule angemietet und mit Angestellten Verträge ausgehandelt. Dabei müssen die SchülerInnen auch auf Rentabilität achten. Schließlich haften sie mit ihren Einlagen selbst für den Betrieb.

„Wir verkaufen unsere Ware hauptsächlich auf Wochenmärkten“, erklärt Linn den Vertrieb der Universal Systems. Die GmbH handelt mit Weihnachtskarten, Ketten und Bumerangs aus eigener Produktion. Am schwersten sei es den Mitarbeitern gefallen, den Eintrag ins Handelsregister zu bekommen. Aber durch fachliche Unterstützung von Lehrer Albrecht wurde auch diese Hürde gemeistert: „Wir bezahlen jetzt für seine Dienstleistung. Er ist unser Consultant.“

„Mir ist es am liebsten, wenn sich die Jungunternehmer auf eine Aktiengesellschaft einigen“, übt Albrecht leise Kapitalismuskritik. Dann müssen Aktionäre gefunden werden, die das Stammkapital für die Firma zur Verfügung stellen. „Wenn es dann zur Dividendenausschüttung kommt, überlegen die Schüler schon, warum sie eigentlich die ganze Zeit arbeiten und jemand anderes das Geld bekommt.“ Wie im echten Leben.