Lichterketten-Smog

■ Lichterketten-Fans aufgepaßt: Minilämpchen strahlen Elektrosmog aus, warnt der BUND / Aber: Unnötige Panik vor elektromagnetischen Strahlen ist nicht angesagt

Lieben Sie Lichterketten? Vor allem die ganz langen mit den 320 Minilämpchen? Haben Sie ihren Kindern auch schon die bunten mit dem Käptn Blaubär-, Sandmännchen oder Bärchen-Aufsatz über's Bett gehängt? Und sind jetzt ganz beglückt über ihr beleuchtetes Lichterketten-Kind? Dann sind Sie genau der richtige Fall für Dr. Wolfgang Meiners vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (Kreisgruppe Wesermarsch): Der BUND-Aktivist warnt derzeit vor so manchen „Blödsinnigkeiten“ mit „blöden Lichterketten“ im Haushalt.

„Kräftig“ Elektrosmog würden diese „billigen Lichter“ nämlich laut Meiners abstrahlen. Nur wer die Lichterfreude im Abstand von 1,5 Metern genießt, könne auch wirklich gesund bleiben – warnt Meiners in einem Appell an die Presseorgane dieser Stadt. „Die Leute installieren die Ketten zum Beispiel direkt über dem Sessel und halten die ganze Zeit ihren Kopf in die Strahlung“, meint er, „da müssen sie sich nicht über Kopfschmerzen wundern.“ Alles Mißstände, auf die der BUND-Aktivist „gerade in Zeiten vom Lichterkettenboom einfach noch mal hinweisen will“ – um Lichterketten-Maniacs vor gesundheitlichem Unheil zu bewahren.

Ein Appell, der wohl gut gemeint ist, bei den BUND-Kollegen in Bremen allerdings nicht so gut ankommt. „Um Gottes willen, bloß nichts dramatisieren“, meint Georg Wietschorke vom BUND-Bremen. Sofort krank werde man auf jeden Fall nicht, wehrt er ab. Es „besteht nur eine Gefahr, wenn man wirklich elektrosensibel ist.“

Und zwar „elektrosensibel“ auf die elektrische und magnetische Strahlung, die jedes Elektrogerät absondert. Sobald eine Leitung unter Spannung steht, strahlt sie elektrisch und wenn Strom fließt auch magnetisch. Dieser sogenannte Elektrosmog wirkt nach Einschätzung des Berliner Instituts für Baubiologie auf das menschliche Gehirn ein. Die vermuteten Folgen: Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie deutlich geschwächte Abwehrkräfte – das elektromagnetische Feld soll die Zirbeldrüse stören, die das für das Immunsystem wichtige Melatonin erzeugt.

Trotzdem mahnt der BUND-Aktivist Wietschorke zu Ruhe und nicht zur Panik: Wer Lichterketten in der Wohnung hat, muß nicht sofort alle bunten Lämpchen aus der Wohnung verdammen und damit die Kleinsten unglücklich machen. Auch Zick-Zack-Kurs-Laufen zwischen mit Lichterketten geschmückten Weihnachtsbuden-Ständen sei nicht angesagt: Die Strahlung gehe ohnehin nur rund 1,5 Meter weit. Wer die Ketten also an den richtigen Platz hängt, könne sie ohne Probleme auch weiter vor sich hin leuchten lassen. „Verniedlichen darf man die Ketten natürlich auch nicht, man sollte schon den nötigen Abstand einhalten“, sagt Wietschorke.

Bei Handys und Radioweckern müsse man dagegen viel vorsichtiger sein als bei Lichterketten: Handys seien gefährlich wegen ihrer starken weil pulsmäßigen Strahlung und Radiowecker, weil sie starke Transformatoren haben. „Auf diese Geräte würde ich viel mehr achten und zum Beispiel Radiowecker immer möglichst weit vom Bett wegstehen haben“, rät der BUND-Mann. Denn gerade im Schlaf reagiere der Organismus „noch sensibler, da muß man dann doppelt aufpassen.“

Und wer schläft schon selig unter brennenden Lichterketten ein?, fragen sich denn auch die völlig coolen Elektro-Verkäufer bei Karstadt. Zur Gefahr durch Lichterketten-Elektrosmog fällt den Verkäufern nur eines ein: „Klar strahlen die Ketten aus, wie jede Leitung. Aber wenn sie danach gehen, müßten sie doch eigentlich alle anderen Lichter in der Wohnung gleich mit ausmachen.“ kat