Sag Danke zur Welt

■ „destiny's child“: Klassesoulstimmen demnächst im Moments

„NoNoNo“ kann man sooo sagen. Man kann es aber auch sOOO sagen. Und so sagt es „destiny's child“ so und so. Will heißen: Vom Hit ihrer letzten CD (erschienen bei Sony Music) gibt es zwei höchst unterschiedliche Varianten. Die eine ist schnell, überzeugend und zupackender, die andere schön schlurfig, lustvoll, also sehr zweifelhaft, was den Ernsthaftigkeitsgrad des nononononon betrifft.

Aber auch bei minimalem Tempounterschied können die vier schwarzen Soul-Ladys unterschiedliche Stimmung erzeugen. Das zeigen sie bei einer zweiten Liedverdoppelung; sind eben auch so postmoderne Kreaturen, die nicht an die Kraft des Materials glauben, sondern an die Kraft des Produzenten, etwas (und dann noch etwas zweites) daraus zu machen.

Deshalb schreiben sie in ihrem „Group Thanx“: „Thanx to God for bringing us together & being our God. We would like to thank our wonderful manager M.K.. You made us who we are.“ Da es außer bei den Buddhisten noch immer Gott höchstpersönlich ist, der die Leute zu dem macht, was sie sind, muß es sich bei „destiny's child“ um eine Personalunion von Manager und Gott handeln. Theologisch nicht ganz unproblematisch.

Das Innere des Booklets dankt aber nicht nur Religion und Wirtschaft, sondern zeigt vier stolze Gesichter und dazu vier Textblöcke mit weiteren unendlichen Danksagungselogen. Die Welt dieser jungen Damen scheint aus einer unübersehbaren Zahl ratspendender Freunde, handschuhstrickender Familienangehöriger und rührend besorgerter Tonabmischer zubestehen.

So viel Daseinsvertrauen polstert die Stimmbäder in Watte und läßt sie Girlanden schlingen, so luftig und elastisch wie bei Mariah Carey. Ganz sanft, weich aber auch gleich sind sie. Und so können sich die hartgesottenen Fans anders als bei den Spice Girls wahrscheinlich bei ihrer Liebeszuteilung nur schwer zwischen Kelly, La Tavia, Le Toya und Beyonce entscheiden. Aber das macht nichts. Denn gerade kurz vor Weihnachten muß man diese dankerfüllten Wesen für Engel halten. Und die kann man auch nicht auseinanderhalten. Und mitten in Seeligkeit dämmert dann eine philosophische Einsicht: Ein wenig Dummheit ist vielleicht nicht die schlechteste Voraussetzung für die besseren Menschen und die schönere Musik.

Manchmal muß man diese Musik sogar auch als intelligent bezeichnen: Etwa wenn ein Intro in Klangspielereien badet, die sich bescheiden verflüchtigen, wenn der Gesang einsetzt; oder wenn ein Refrain deutlich Bezug nimmt auf große Ahnen wie die „Supremes“ aber dann eine dezente HipHop-Einlage die Brücke in die Moderne schlägt. Selbst an die Verbrüderung der Generationen lernt man hier zu glauben. bk

Montag, 14.12. im Moments. Einlaß 20h, Beginn 21h, dannach Party