Probleme trotz Pottschnittperücke

■ Das britische Slapstick-Duo Nickelodeon diniert im Tränenpalast

Während Deutschland auf einer selbstfabrizierten Comedy-Welle reitet, während blöde Sitcoms vom Band die Abendprogramme der Privaten verstopfen, während einige Unbelehrbare immer noch im „politischen Kabarett“ dösen oder mit Varietéshows langweilen, machen die Briten von „Nickelodeon“ das, was sie immer schon gemacht haben: sie veralbern die Slapsticks mit Slapstick. Durch eine überarbeitete Fassung ihres Zwei-Tolpatsche-Stückes „Dinner For Two“ stolpern, gackern und grimassieren Mark Britton und Krissie Illing sich unter der Regie von René Bazient. Mag sein, daß sie beim ersten Mal am meisten überzeugen, mag sein, daß ihre Gags manchmal allzu „predictable“ daherwanken, und vielleicht fällt dem Autor Britton auch nichts wirklich Neues mehr ein.

Dankbar muß man trotzdem sein für die albernste Liebesgeschichte der Comedywelt, für die übertriebenste Lache, für die verklemmtesten Pärchenprobleme, seit es umrahmte Glasbausteinbrillen und Pottschnittperücken gibt. Man könnte von „hervorragender Körperarbeit“ sprechen, wenn das nicht so an eklige Tanzpantomime erinnern würde. Darum sei lieber Monty Python's Ministry for Silly Walks genannt angesichts der bekloppten Art und Weise, wie Britton und Illing sich durch ein volles Restaurant schubbern, wie sie es nicht hinkriegen, sich zu küssen oder sich auch nur zuzuprosten, wie sie tanzen. Musik spielt eine fast genauso große beziehungsweise kleine Rolle wie der wenige Text der beiden, denn es ist verdammt schwierig, ohne viel zu sprechen – und sie wollen auch von Englischunkundigen verstanden werden – und ohne großartige Utensilien abendfüllend zu sein. Das Kunststück, dabei nicht in die Kunsttheaterecke abzurutschen, sondern amüsant zu bleiben, das kriegen die beiden Allroundkünstler allemal hin. Charmanter als in der TV-Version, in der Britton nicht überzeugend, weil eben nicht live und darum weniger beeindruckend ist, zeigen Britton und Illing auf der Bühne, wie albern Slapstick sein kann.

Die Geschichte des Fünfakters: Wilma, dicke Brille und Hasenzähne, lernt Heiligabend unverhofft William, dicke Brille und Irrenlache, kennen: Er will ihr das „Special Christmas Contact Lenses Offer“ an der Tür verticken. Die beiden erkennen sich als zwei vom selben trotteligen Schlag und nach Überwindung einiger Hindernisse auch im biblischen Sinne. Die Darstellung von William und Wilma als Tattergreise im letzten Akt hat sogar in all ihrer parodistischen Qualität etwas Anrührendes, fast Vorweihnachtliches... Jenni Zylka

Nickelodeon „Chistmas Dinner For Two“, bis 31.12., 20 Uhr, im Tränenpalast