■ Querspalte
: Innovation Chefentsorgung

Was eint Arbeiter, Angestellte und den Juniorchef? Der Haß auf den Alten in der Firma. Der hat nach dem Krieg den Laden aufgebaut, ist längst ergraut und schuftet weiter 14 Stunden am Tag. Aufträge sind bei ihm Kommandos und ergehen in Gutsherrenart. Alles weiß der Gottvater der Firma besser, denn alles war schon einmal da und zwar schon lange bevor die Mitarbeiter geboren waren. Unersetzbar ist er und wird weitermachen bis zum Herzinfarkt.

Auch aus der Firma Rußland hört man Klagen. Boris Jelzin mag partout nicht von Macht und Amtsgewalt lassen und hat in dieser Woche gegen den Rat der Ärzte wieder einmal regiert. Drei leitende Mitarbeiter hat der Alte in nur drei Stunden aus dem Kreml rausgeworfen. Jetzt liegt er wieder im Sanatorium und sammelt Kraft für weitere Taten. Ob noch Präsident oder schon Zar, Boris wird Staatsoberhaupt bleiben, bis Rußland oder sein Herz nicht mehr mitmachen.

In den USA hingegen wird ein neuer Weg erprobt, das Problem „Seniorenentsorgung aus Führungspositionen“ zu lösen. John Glenn aus Ohio konnte sich bis vor einem halben Jahr auch kein Karriereende vorstellen. Der 77jährige ehemalige Astronaut, Manager und Senator nervt seine Mitarbeiter seit Jahren. Bis ihn die Nasa mit der Raumfähre „Discovery“ ins All schickte. Und siehe da: Seit Glenn zurück auf der Erde und in sämtlichen Medien dieser Erde gelandet ist, zieht es ihn gar nicht mehr zurück in den Chefsessel. „Der Weltraum ist der ideale Ort, um seinen Ruhestand zu genießen“, sagt der Exastronaut, Exmanager und Exsenator heute, und die Exmitarbeiter und besonders der Exjuniorchef machen den Sekt auf. Lernen auch Sie vom Mutterland aller modernen Unternehmensphilosophien! Auch Ihr greiser Vorgesetzter sollte zu den Sternen greifen! Wenn demnächst im Büro für das Weihnachtsgeschenk des Chefs gesammelt wird, macht jeder ein bißchen mehr locker. Ein uralter Traum der Arbeiterbewegung wird wahr: Die Belegschaft schießt den Chef zum Mond! Robin Alexander