Unterm Strich

Ölen und Salben (Russian Remix): Alexander Solschenizyn hat einen Orden abgelehnt, der ihm zum 80. Geburtstag von Präsident Boris Jelzin verliehen werden sollte. „Von der obersten Macht, die Rußland in den heutigen verderblichen Zustand gebracht hat, kann ich die Auszeichnung nicht annehmen“, so Solschenizyn am Freitag abend nach einem Festakt im Moskauer Taganka-Theater der Nachrichtenagentur Interfax. Bei der ausgeschlagenen Auszeichnung handelt es sich um den Orden des „Heiligen Apostels Andrei Perwoswanny“, der aus der Zarenzeit stammt und erst vor kurzem in Rußland wiedereingeführt worden war. Solschenizyn, der einstige Nestbeschmutzer, habe „dem Vaterland hervorragende Dienste geleistet“ und mit seinem „großen Werk die Weltliteratur bereichert“, hieß es in dem Erlaß Jelzins. Im Kreml nahm man Solschenizyns Weigerung nicht allzu krumm. „Es ist bekannt, daß er immer ein schwieriges Verhältnis zur Macht und zu Auszeichnungen und immer ein sehr vorsichtiges Verhältnis zur Wirklichkeit hatte“, sagte der erste stellvertretende Leiter der Kreml-Administration, Oleg Syssujew. Indes, so weiter in der hohen Kunst der Innendiplomatie, sei es auch die Pflicht des Präsidenten gewesen, eine so herausragende Persönlichkeit zu deren Geburtstag zu würdigen.

Kupo (so heißt qua redaktionellem Erlaß ab sofort die Abkürzung für Kulturpolitik samt Forderungen und Resolutionen): Erich Loest hat gefordert, Kultur auf lokaler Ebene zu stärken. Gerade von Sozialdemokraten erwarte er, daß nicht nur Großkultur wie Staatstheater oder Ballett gefördert werde, sondern „die Kultur ganz unten“, sagte Loest am Samstag im DeutschlandRadio Berlin. „Dort, wo die Hauptsache der Kultur ist, dort muß nachgebessert werden, dort muß mit dem Abbau aufgehört werden.“ Es dürfe nicht sein, daß Bibliotheken in kleinen Orten geschlossen würden oder kein Geld mehr für Personal und neue Bücher hätten. Der Staat gebe zuviel Geld aus, um „abgehalfterte Politiker zu versorgen“.

Kein solcher, eher ein Künstler, der als Gelsenkirchener Bergmannssohn von unten kam, der Grafiker Anton Stankowski, starb am Freitag im Alter von 92 Jahren im baden-württembergischen Esslingen. Bekannt wurde Stankowski als einer der wichtigsten Wegbereiter des Grafikdesigns hierzulande mit den von ihm geschaffenen Firmenlogos deutscher Unternehmen wie der Deutschen Bank oder Rewe. Sein Talent, Zeichen zu setzen, zu „vereinfachen, versachlichen und vermenschlichen“, machten den Altmeister des Konstruktivismus zu einem „Großen der deutschen Kunst“, so die Kritik. Stankowski hinterließ nicht nur grafische Arbeiten, sondern auch ein umfangreiches malerisches Werk. Eine Trennung zwischen Kunst und Design hielt der Künstler Zeit seines Lebens schlicht für „Unsinn“.