Fit baden und wohnen in der Vahr

■ Spatenstich für Ritze-Bad-Ersatz in der Vahr: Das neue Vitalbad samt Seniorenwohnheim ist aber nicht mehr für Sportler und Schüler da

Der Spaten lehnte nur rein symbolisch am Rednerpult: Bausenator Bernt Schulte benutzte einen Bagger, um in der Vahr den ersten Spatenstich für das neue „Vitalbad“ und ein daran angrenzendes Seniorenwohnheim zu machen. Rund 100 meist ältere Zuschauer hatten sich gestern auf dem Grundstück des vor fünf Jahren geschlossenen Herbert-Ritze-Bades versammelt, um dem Baubeginn für das neue „multifunktionale Zentrum“ beizuwohnen.

Vor 37 Jahren schenkte der Mitbegründer der Neuen Vahr, Herbert Ritze, den Bürgern und der Stadt ein Hallenbad. Im Jahr 1967 zog es noch 460.000 Schwimmer an. Doch 1991 kamen nur noch knapp 85.000 Besucher: Die Stadt kostete jeder Schwimmer mittlerweile satte 9,50 Mark im Jahr – bei einem Etat von 3,9 Millionen Mark. Eine Sanierung des baufälligen Hallenbades wurde mit acht Millionen Mark berechnet: Zu teuer, befand damals der Senat und beschloß vor fünf Jahren, das Bad dichtzumachen.

Das neue Hallenbad samt Seniorenwohnheim soll nun der neue Ritzebad-Ersatz sein – allerdings nicht mehr für Sportler und Schulklassen sondern explizit für ältere Menschen. „Die Vahr hält den höchsten Altenanteil“, erklärte gestern Ortsamtsleiter Werner Mühl die Entscheidung für die Vitalbad-Konzeption, das der Senat vor einem Jahr abgesegnet hatte: Rund 65 Millionen Mark werden die Baumaßnahmen insgesamt verschlingen, die allerdings von Investoren getragen werden.

Die Firma Zechbau baut das Seniorenheim mit 97 Pflegeplätzen, für das die Arbeiterwohlfahrt die Trägerschaft übernimmt. Die Gewoba baut außerdem 48 Wohnungen. Im Auftrag der Gesellschaft für öffentliche Bäder wird das neue Hallenbad errichtet. Dabei stellt die Stadt das gesamte Grundstück, auf dem das Hallenbad mit vier 25-Meter-Bahnen, Saunen, Solebecken, Solarien und therapeutischen Dienstleistungen entstehen soll.

Für die angebotenen rund 100 neuen Eigentumswohnungen würden sich auf jeden Fall MieterInnen finden, machte gestern Gewoba-Vorstandsmitglied Werner Teetz klar. Dabei dürften die Wohnungen allerdings alles andere als kostengünstig sein: Die Gewoba will pro Quadrameter zwischen 3.500 und 4.000 Mark haben. Trotzdem sieht Gewoba-Vorstandsmitglied Werner Teetz für die neue „Musterstadt im Grünen“ viel Potential: Und wenn sich für die Wohnungen keine Käufer fänden, würden sie eben ganz normal vermietet werden.

Das neue Angebot an Pflege, Gesundheit und Betreuung in der Vahr sei aber auch wohnungs- und sozialpolitisch sinnvoll, meinte gestern Wolfrat Voigt, Geschäftsführer von Zechbau. Außerdem würden dadurch auch „70 Dauerarbeitsplätze“ geschaffen. Da wollte sich natürlich auch Bausenator Bernt Schulte in die „Freude einreihen“: Er setzte sich in den Bagger und buddelte sich unter großem Beifall und lautem Getöse mühsam voran – damit Anfang 2000 die ersten Bewohner aber auch öffentliche Badbenutzer in die Vahr kommen können.

Stefan Herrmann